Carlotto, Videtta: Wo die Zitronen blühen

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subechto
Beiträge: 557
Registriert: Mi 18. Feb 2009, 22:10

Carlotto, Videtta: Wo die Zitronen blühen

Beitrag von subechto »

Ein Dorf im Nordosten Italiens, wo eher Industrien als Zitronen blühen, ist der Schauplatz von Massimo Carlottos neuestem Roman, den er diesmal zusammen mit Marco Videtta geschrieben hat.

Francesco Visentin ist der einzige Sohn einer wohlhabenden Anwaltsfamilie und selbst Rechtsanwalt. Wenige Tage bevor er heiraten will, findet er seine Braut Giovanna in der Badewanne ihres Hauses tot auf.

Schnell ist klar, dass es sich um Mord handelt. Zu dumm nur, wenn man zur Tatzeit kein Alibi hat und so vom Bräutigam plötzlich zum Hauptverdächtigen wird. Doch Francesco macht sich auf die Suche nach dem wahren Mörder und stößt hierbei auf eine böse Überraschung nach der anderen...

Wo die Zitronen blühen ist die Geschichte vom Aufstieg und Fall dreier Familien und deren Erben: Francesco, Giovanna sowie Filippo, Giovannas Ex-Verlobtem.

Einerseits ist dieser Kriminalroman ein typischer Carlotto: wie immer geht es um menschliche Abgründe, Sex und Drogen, Gewalt und Korruption, aber auch um die Macht der Familie. Anders als sonst, ist der Ich-Erzähler Francesco hier jedoch das Opfer und nicht der Täter.

Die Sprache ist düster, die Sätze kurz und knackig, das Buchcover gut gelungen. Der Wiedererkennungswert zu Carlottos letztem Roman "Die dunkle Unermesslichkeit des Todes" - meinem bisherigen Favoriten - ist unverkennbar.

"Wo die Zitronen blühen" ist ein kleines Meisterwerk, auch wenn dem geübten Krimi-Leser schnell klar sein sollte, wer der Mörder ist. Sehr empfehlenswert!
LilStar
Beiträge: 50
Registriert: Do 13. Nov 2008, 16:35

Beitrag von LilStar »

Italien. Das Land, in dem die Zitronen blühen. Das Land, in dem immer die Sonne scheint. Aber Italien hat auch seine dunklen Seiten. In "Wo die Zitronen blühen" zeichnen die beiden Autoren Carlotto und Videtta ein düsteres Bild vom Norden Italiens. Von einem Dorf, in dem Korruption, Verrat, Erpressung und sogar Mord an der Tagesordnung ist.
Wie ein Krimi beginnt das Buch. Francesco findet seine Verlobte ermordet in der Badewanne auf und beginnt seine eigenen Nachforschungen anzustellen. Dabei wird er immer weiter in die tiefsten Geheimnisse der industriellen Reichen verstrickt, zu denen eigentlich auch er gehört, bis er zum Schluß eine erschreckende Entdeckung macht ...

Die Geschichte ist durchaus gut durchdacht, allerdings beschränken sich die Autoren wirklich nur auf das nötigste. Ein wenig mehr hätte dem Buch sicherlich nicht geschadet, denn die meisten Charaktere bleiben recht oberflächlich. Das ist auch der große Minuspunkt des Buches.
Auch kann man sich recht schnell denken, wer hinter dem Mord an Giovanna stecken wird, nur die Beweggründe sind dann doch anders als man vielleicht denkt.
Ein paar mehr Eindrücke des Landes in dem die Zitronen so schön blühen hätte ich mir als Kontrast zu den düsteren Geschehnissen schon gewünscht.
brasida
Beiträge: 32
Registriert: Mi 3. Dez 2008, 15:55

Re: Carlotto, Videtta: Wo die Zitronen blühen

Beitrag von brasida »

Mir hat das Buch leider nicht so gut gefallen.
Ich vergebe 2 von 5 Punkten. :(

Keine heile Urlaubswelt
Inhalt:
Wir befinden uns in einem Dorf im Nordosten von Italien. Das gesellschaftliche Leben wird bestimmt von zwei alteingesessenen Familien. Es sind die Familien Visentin, denen eine Reihe erfolgreicher Anwälte entspringt, und die Calchi Renier, eine adlige Industriellen-Familie.
Die Hochzeit von Francesco Visentin, dem jüngsten Spross der Familie, mit Giovanna Barovier steht kurz bevor, als diese tot in ihrer Wohnung aufgefunden wird. Francesco ist geschockt und gerät schließlich auch noch unter Mordverdacht. Sein Alibi ist lückenhaft und die Polizei ist davon überzeugt, dass Giovanna entweder von ihrem Verlobten oder einem Geliebten getötet wurde.
Für Francesco ist klar: Findet er den Liebhaber seiner Verlobten, so ist er auch dem Mörder auf der Spur. Doch wer ist der Unbekannte, der Giovannas Leben zerstörte?

Meine Meinung:
Ich hatte mir von „Wo die Zitronen blühen“ eindeutig mehr versprochen, als das Buch halten konnte.
Die ersten Seiten legten den Grundstein zu einem spannenden Krimi mit kleinen Rahmenepisoden die Neugier weckten und dem jungen Anwalt, der seine Verlobte ermordet auffindet.
Doch schon nach dem ersten Drittel des Romans war mir klar, wer hier der Mörder sein muss und die Geschichte driftete immer mehr in Klischees ab. Wirkliche Spannung kam überhaupt nicht auf und die „Lösung“ des Falls wirkte auf mich so, als hätte man einfach etwas um den offensichtlichen Täter herumgesponnen, das einigermaßen zur Person und ihren eventuellen Beweggründen passt.
Zwar ist es hier nicht die Camorra die Angst und Schrecken verbreitet, aber das ist auch schon der einzige Unterschied zu einem abgehalfterten Mafia-Roman. Die beiden Autoren haben es jedenfalls geschafft, auch den Nordosten von Italien von einem Urlaubsparadies in eine von krimineller Energie strotzende Zone zu verwandeln.
Der frei nach Goethe gewählte Buchtitel „Wo die Zitronen blühen“ ist normalerweise eher Sinnbild für Urlaub, Sonne und Freigeist. Ich finde ihn daher für einen Krimi nicht sonderlich passend. Besser wäre es hier gewesen, den italienischen Originaltitel lediglich in deutscher Sprache zu übernehmen („Nordost“).
Auch die Figuren des Romans konnten bei mir keine großen Sympathien wecken. Giovanna bleibt undurchsichtig, Francesco ist sehr wechselhaft in seinem Verhalten und seinen Stimmungen und konnte mich mit seiner Trauer nicht wirklich überzeugen. Die anderen Charaktere wirkten entweder überheblich oder farblos.
Stilistisch fand ich „Wo die Zitronen blühen“ jedoch sehr interessant. Episoden an denen Francesco beteilig war, wurden aus seiner Sicht geschildert, alle anderen Vorkommnisse jedoch aus allgemeiner Perspektive.
Nach den Vorankündigungen sollen die Autoren Carlotto und Videtta dafür bekannt sein, „die bittere Wahrheit über unsere korrupte Gesellschaft“ zu erzählen und einen Krimi abzuliefern, der „den Mythos der italienischen Familie schonungslos zerlegt“. Nun, wenn das die Absicht der Autoren war, dann hoffe ich mal, dass ihnen da einfach nur die Phantasie ein wenig durchgegangen ist. Die Zerstörung des Familienidylls ist ganz gut gelungen, aber von Gesellschaftskritik habe ich da nichts raus gelesen.
Ich werde wohl in Zukunft darauf verzichten weitere Romane des Autoren-Duos zu lesen.

Fazit:
Dieser Krimi versprach eindeutig mehr, als er halten konnte.
Vanillecreme
Beiträge: 8
Registriert: Mo 14. Sep 2009, 18:58

Re: Carlotto, Videtta: Wo die Zitronen blühen

Beitrag von Vanillecreme »

Ein Dorf im Nordosten Italiens.
Zwei einflussreiche Familien.
Die Calchi Reniers und die Visentins.

Francesco ist der Sohn des sehr erfolgreichen Anwalts Visentin. Auch Francesco ist auf dem Wege zu einem guten Anwalt, allerdings verlangte sein Vater von ihm, seinen Weg erst einmal alleine zu gehen, bevor er nach der Heirat mit Giovanna in die väterliche Kanzlei mit einsteigt.

Die Kindheit und Jugend von Francesco lassen ihn immer wieder spüren aus welchem Hause er stammt. Man behandelt ihn anders, man bringt ihm Respekt entgegen, es ist ihm unmöglich echte Freundschaften zu knüpfen und zu vertiefen. Alles beschränkt sich auf Bekanntschaften, das gesellschaftliche Ansehen und dessen Gepflogenheiten.

Der einzige Mensch den er liebte, der seine Freundin, Gefährtin, Geliebte und zukünftige Frau war, wurde einige Tage vor der Hochzeit ermordet. Giovanna.

Carla, Giovannas beste Freundin, und Francesco fangen an, verschiedenen Spuren nachzugehen, welche Verstrickungen mit der Mafia, illegale Müllentsorgungen, Verleumdung und Morde ans Licht bringen.
Man bekommt verdeutlicht welche Macht die einflussreichen Familien haben, wie sie integrieren und dabei über Leichen gehen.

Die Leseprobe fand ich sehr ansprechend, leider war das Buch nicht das, was ich mir erhofft oder was ich erwartet habe.
Dem Buch fehlt es an Tiefe, die Intrigen und Vorkommnisse werden beschrieben, aber viel zu oberflächlich. Man liest sich durch die Zeilen, ohne mit dem Herzen dabei zu sein.
Am schlimmsten fand ich den Teil, in dem der Mörder entdeckt wurde. Hatten die Autoren keine Lust mehr? Wollten sie schnell fertig werden? Mir kam es so vor.

Ein Buch, was nicht so schlimm war, das ich mich bis zur letzten Seite durch kämpfen musste, aber auch ein Buch, welches man nicht gelesen haben muss.
sabatayn76
Beiträge: 65
Registriert: So 16. Aug 2009, 16:43

Re: Carlotto, Videtta: Wo die Zitronen blühen

Beitrag von sabatayn76 »

Inhalt:
Wenige Tage vor ihrer Hochzeit wird Giovanna tot in ihrer Badewanne gefunden - höchstwahrscheinlich von dem Mann getötet, mit dem sie eine Affäre hatte. Ihr Verlobter Francesco macht sich auf die Suche nach dem Täter und nach der Wahrheit und deckt dabei dunkle Machenschaften innerhalb der ansässigen Familien auf.

Mein Eindruck:
Der Kriminalroman beginnt langsam, fast beiläufig. Auch im weiteren Verlauf bleibt die Spannung auf einem eher niedrigen Level - der Mord und dessen Aufklärungen stehen nicht im Mittelpunkt, bieten lediglich den Rahmen für die Schilderung der Familiengeschäfte, der Intrigen, der kriminellen Geschäfte. Auch ohne Nervenkitzel und ohne Herzklopfen liest sich der Roman flüssig, obwohl der Sprache bisweilen der letzte Schliff fehlt. Oftmals empfand ich die Schilderungen als etwas holprig oder unausgegoren. Die Handlung und die Protagonisten bleiben zudem eher oberflächlich und ohne Tiefgang.

Mein Resümee:
'Wo die Zitronen blühen' ist ein netter Zeitvertreib für graue Herbsttage, aber nicht mehr.

Empfehlung:
Wer sich für mafiöse Machenschaften, die Dynamik familiärer Beziehungen und Italien interessiert, dem sei 'Ehrenwerte Leute' von Giuseppe Fava empfohlen.
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