Inez Corbi - Das Lied der roten Erde

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enzian
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Inez Corbi - Das Lied der roten Erde

Beitrag von enzian »

19. Dezember 2010 - 10:45 - enzian
Das Lied der roten Erde von Inez Corbi

Aus dem nebligen Dublin zu den Küsten Australiens - eine junge Frau und ihre Reise in eine ungewisse Zukunft.

Die Erzählung beginnt in Dublin, kurz vor Beginn des 18. Jahrhunderts. Gegen ihren Willen wird die junge Moira mit dem Arzt Alistair McIntyre verheiratet. Ihr Mann ist fast so alt wie ihr Vater und alles Sträuben nutzt nichts. Moira muss ihn nach Australien begleiten.

Moira war schon immer aufsässig, auf dem Schiff sucht sie entgegen aller Regeln Kontakt zu den mitreisenden Gefangenen. An Bord befindet sich auch der zur Zwangsarbeit verurteilte irische Rebell Duncan O'Sullivan.

In Australien angekommen, widersetzt sich Moira den Anweisungen ihres Mannes.

Anders als die meisten Siedler, akzeptiert sie die Eingeborenen. Dann trifft Moira durch Zufall den Sträfling O'Sullivan wieder. Beide kommen sich näher und Moira, die bei ihrem Ehemann keine Erfüllung findet, beginnt eine Beziehung mit Duncan. Wird es für beide eine gemeinsame Zukunft geben?

Inez Corbi hat einen spannenden Roman, in den bunten Farben Australiens, geschrieben. Zwar liest sich der Beginn des Buches stellenweise etwas langatmig, aber dann kommt immer mehr Spannung rein.

Die bedrückende Atmosphäre in Moiras Elternhaus ist ebenso spürbar, wie ihr Widerwille gegen die aufgezwungene Ehe.

Sie gibt nichts auf die gesellschaftlichen Konventionen dieser Zeit und bricht immer wieder aus.

Unzählige Iren und Engländer wurden damals wegen oft geringer Vergehen nach Australien verbannt. Später haben viele von ihnen die Geschichte des Landes mit geprägt. Die Autorin knüpft daran an, wenn auch einige im Buch geschilderte Ereignisse etwas klischeehaft wirken. Insgesamt ist es ein durchaus lesenswerter Roman.
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goat
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Re: Inez Corbi - Das Lied der roten Erde

Beitrag von goat »

Meine Meinung: Das erste, was meine Aufmerksamkeit auf das Buch lenkte, war das schöne Cover. In warmen Farben zeigt sich dem Betrachter ein Bild von der wunderschönen Landschaft Australiens. Ein gut klingender Titel mit dem Zusatz Australien-Saga und ein Blick auf den Klappentext haben mich dann zu der Überzeugung gelangen lassen, dieses Buch unbedingt lesen zu müssen.

Ich wurde nicht enttäuscht. Mit der jungen Irin Moira hat Inez Corbi eine sehr plastische Figur geschaffen, die mir auf Anhieb sympathisch war. Durch ihre sehr eigenwillige und aufsässige Art bringt sie ihre Eltern so manches Mal in Verlegenheit. Als sie aber an dem Tag, an dem sie in die Gesellschaft eingeführt werden soll, plötzlich den Ball verlässt, um bei ihrer fohlenden Stute zu sein, hat sie den Bogen überspannt. Um weiteren öffentlichen Skandalen zu entgehen, verheiraten ihre Eltern sie kurzerhand mit dem doppelt so alten Arzt Alistair McIntyre. Als Moiras letzter verzweifelter Versuch, die Hochzeit abzuwenden scheitert, sind ihre Tage in Irland gezählt, denn Alistair McIntyre tritt in Australien eine Stelle als Arzt in einem Gefangenenlager an.

Moiras Mutter macht ihr sehr eindringlich klar, dass es Aufgabe der Frau ist, sich unterzuordnen und sie immer daran denken soll, auch wenn ihr manches zuwider sein wird. "Du wirst dich mit der Zeit daran gewöhnen. Er ist dein Mann. Widersprich ihm nicht." Noch in der gleichen Nacht fordert ihr Mann sein eheliches Recht ein.

Nach fast fünfmonatiger Überfahrt in Australien angekommen, fällt es Moira sehr schwer, sich in die Rolle der folgsamen Ehefrau einzufügen. Die wenigen Freundschaften, die sie dort schließen kann, muss sie vor ihrem tyrannischen Ehemann geheim halten. Dieser wird ihr immer unheimlicher. Nicht nur, dass er sich Tag für Tag in seinem Arbeitszimmer einschließt - auch den wahren Grund über den Selbstmord seiner ersten Frau scheint er geheim halten zu wollen.

Als Moira den irischen Rebellen Duncan kennen lernt, der zu sieben Jahren Verbannung verurteilt wurde, verliebt sie sich sofort in ihn und die beiden beginnen eine Affäre. Ihre Beziehung zueinander steht jedoch unter keinem guten Stern. Die beiden werden von Alistair erwischt und haben keine andere Wahl als in den australischen Busch zu flüchten ...

Dies ist nur ein sehr kleiner Teil der Geschichte. Sie ist weitaus komplexer und der Leser begegnet sehr vielen interessanten Charakteren. Inez Corbi hat tatsächlich auch einige historische Persönlichkeiten in ihren Roman einfließen lassen, wie z. B. John und Elizabeth Macarthur, die Begründer der Schafzucht in Australien. Auf jeden Fall erwähnenswert ist die Zeittafel im Anhang des Buches. Für solche Zusatzinformationen bin ich immer sehr dankbar.

Schön wäre es gewesen, wenn die Autorin zusätzlich noch etwas intensiver auf die Landschaftsbeschreibungen eingegangen wäre. Genau wie die Protagonistin möchte auch der Leser das fremde Land kennen lernen. Die vorhandenen Beschreibungen waren sehr schön, aber es hätte wirklich etwas mehr sein dürfen.

Aber auch dieses kleine Manko wird mich nicht davon abhalten, dem Roman die volle Punktzahl zu geben. Wer Sagas liebt, findet in "Das Lied der roten Erde" den richtigen Lesestoff.
Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann!

www.leserattenbuecherforum.de
Patty
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Re: Inez Corbi - Das Lied der roten Erde

Beitrag von Patty »

Gegen ihren Willen wird Moira mit dem wesentlich älteren Arzt Alistair McIntyre verheiratet. Nur weil sie sich auf ihrem Debütantinnenball weggeschlichen hatte, um ihrer Stute beim Fohlen zu helfen. Ihre Eltern dachten, sie sei entführt worden und hatten schon die Polizei gerufen. Um die gesellschaftliche Schande schnell abzuwenden, kommt ihnen der Heiratsantrag gerade recht und ehe Moira sich versieht, ist sie Arztfrau und auf einem Schiff nach Australien. Dort will ihr Mann sich als Arzt niederlassen und in Ruhe seinen Forschungen nachgehen. Schon auf dem Schiff trifft Moira auf Sträflinge, ein junges Mädchen hat es ihr besonders angetan und sie rettet Ann in letzter Minute vor Major Penrith, der die Sträflinge mit harter Hand behandelt und sie schon mal mit Sklaven verwechselt. Mit diesem Schachzug hat sie sich allerdings einen Feind fürs Leben geschaffen, der ihr noch so manches Mal riesige Steine in den Weg legt. In ihrer Ehe ist sie unglücklich, ihr Mann zeigt kein Interesse an ihrer Meinung, lediglich um einen Erben hervorzubringen, ist sie gut genug. So ist Moira zutiefst unzufrieden, als sie endlich in der Neuen Welt ankommen.

Duncan O'Sullivan ist ein irischer Tinker, ein Kesselflicker, der für die Rebellen in seiner Heimat Piken hergestellt hat. Sieben Jahre muss er als Sträfling arbeiten, wird er bei etwas Verbotenem erwischt, gibt es drastische Strafen. Erwischt wird man schnell, manchmal reicht es schon aus, am falschen Platz zu sein. Erst als er Moira aus einer misslichen Lage befreit, verbessert sich seine Lage etwas und er wohnt fortan bei den McIntyres als Pferdeknecht. Alistair findet schnell Gefallen an Duncan, immerhin ist Duncan sehr bemüht, ihn bei seinen Forschungen zu unterstützen. Je öfter Duncan aber Moira trifft passiert, was passieren muss, die beiden entdecken ihre Liebe füreinander. Aber die ist nun einmal verboten, denn Moira ist verheiratet und Duncan ein Sträfling.

Mit Bauchschmerzen liest man anschließend weiter, denn die folgende Dramaturgie kann man sich schnell ausmalen. Insgeheim hadert man mit Moira, die so unbedarft mit ihrer Liebe umgeht. Beide sollten es doch besser wissen, die Strafe für Duncan fällt mit Sicherheit um einiges härter aus als für Moira. Sie ist aber viel zu impulsiv und egoistisch, um umsichtig zu sein. Vorhersehbar geht es weiter, danach geht es nur noch um die Frage, ob es ein glückliches Ende nehmen wird. Denn mit dem sadistischen Major Penrith sitzt ihnen ein unbarmherziger Feind im Nacken, der es sich zu seinem Lebensziel macht, Duncan das Leben zu erschweren, wo es nur geht und dabei nicht nur einmal zu hinterhältigen Maßnahmen greift.

Mit Moira und Duncan hat Inez Corbi zwei starke Charaktere erschaffen, wobei Moira schon mal etwas wankelmütig wirkt. Einerseits ist sie sehr wissbegierig, andererseits versteht sie es aber auch nicht, sich das Leben angenehmer zu gestalten. Stur in ihren Ansichten und ihren Mitmenschen gegenüber geht sie ihren eigenen Weg, sie beweist zwar oft viel Mut, prescht aber auch ungestüm vor, wenn Zurückhaltung wesentlich besser wäre. Die Nebencharaktere sind interessant und wandelbar, Alistair hat seine ganz eigenen kleinen Geheimnisse. In Rückblenden bekommt der Leser immer wieder Einblicke in sein und Duncans Leben, wie es vor der Deportation war. Mehr als haarsträubend wirken aber die Bande, die zwischen Duncan und Ningali, einem jungen Aborigine Mädchen geknüpft werden, hier hat die Autorin ihre Phantasie sehr weit schweifen lassen. Leider erfährt man gar nichts mehr von Moiras Schwester Ivy und auch Anns Beweggründe bleiben im Dunkeln.

Fans von Australienromanen haben dies alles mit Sicherheit schon in irgendeiner Form gelesen, Inez Corbi bringt als Storyline und Dramaturgie nichts Neues. Bekannte Schemen, bekannte Handlungsweisen der Guten sowie der Bösen, bekannte Ereignisse und knappe Einblicke in die Welt der Aborigines, die wirklich nur angerissen werden. Die Charaktere sind sehr eindimensional und geradeaus, lediglich Alistair zeigt einige verborgene Facetten. Wäre da nicht der unheimlich eingängige Schreibstil von Inez Corbi, könnte man das Buch schnell ad acta legen. Die Autorin versteht es ungemein, den Leser an das Buch zu fesseln, nach der Lektüre fühlt man sich einfach gut unterhalten, auch wenn man mit den meisten Vorhersagen Recht behalten hat. Alleine der Stil sorgt schon für gute Unterhaltung, die Geschichte beschreibt schonungslos die damaligen Zustände der Sträflinge und der Auswanderer, die unter unsagbaren Mühen das wilde Land urbar gemacht haben. Viel Gesindel ist nach Australien deportiert worden, sadistische Aufseher konnten ihre Gelüste genüsslich ausleben. Aborigines tauchen allerdings nur am Rande auf, wenn auch ein Treffen mit ihnen zu einem einschneidenden Erlebnis in Duncans Leben wird. Das Titelbild ist sehr stimmig, es gibt einen Eindruck der Landschaft wieder, auf die Moira vor so vielen Jahren geschaut haben mag.

Fazit

Die Eroberung des fünften Kontinents ist eine Zeit, die viele Geschichten hervorgebracht hat. Deportation, Farmer, Aborigines und das Militär treffen aufeinander und versuchen sich zu arrangieren – oder auch nicht. Inez Corbi hat aus diesen Zutaten eine gefühlvolle Mischung mit leidensfähigen Charakteren geschaffen, die durch ihren eingängigen Stil zu einem wahren Lesegenuss wird.
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