Es ist ein Gespensterbuch, das unser Kaplan uns 1972, in meinem ersten Zeltlager, Geschichte um Geschichte am Lagerfeuer vorlas. Der Titel hilft nicht weiter, es hieß nur "Gespenstergeschichten" (oder "Geistergeschichten", was es auch nicht besser macht). Schon damals war es nicht mehr neu, so dass ich sein Erscheinen auf die frühen Sechziger oder sogar noch auf die Fünfziger datieren würde. Es hatte einen grünlichblauen Stoffeinband, und auf dem Buchdeckel war eine exotisch unheimliche Maske abgebildet.
Das Buch enthielt diverse Geschichten, die aus dem Jungenschaftsumfeld zu kommen schienen, also katholische Jungenschaft, Pfadfinder etc. Aus einer Zeit, als man Mädchen noch nicht in Zeltlägern dabei haben wollte. Es waren definitiv keine HJ-Geschichten, eher mögen noch alte Wandervogelerzählungen dabei gewesen sein. Daher würde es mich nicht wundern, wenn es aus dem Herder-Verlag stammte. Es kann aber auch ein kirchlich katholischer Spezialverlag gewesen sein. An den Herausgeber erinnere ich mich leider nicht mehr, es war aber ziemlich sicher nicht der von mir sonst durchaus verehrte Lothar Sauer - dessen Bücher ich aber bei Booklooker sowieso nicht bezahlen kann.
Aber ich habe noch ein paar Anhaltspunkte, nämlich die Geschichten, an die ich mich erinnere.
- Eine Geschichte handelt vom Hengst Heiko, der bei einer Heiligenprozession in Spanien stirbt und dann später bei mehreren Gelegenheiten auftaucht, immer im Nebel, wenn, dann nur schemenhaft sichtbar, begleitet von einem von irgendjemandem gesprochenen Gedicht: "(...) Hengst Heiko galoppiert durch die Nacht: Galopp und Galopp und Galopp!" Oder so ähnlich.
Nach Hengst Heiko im Internet zu suchen, bringt nichts. Entweder bieten Suchmaschinen an, mir die Adresse von Hengst Heiko zu ermitteln, samt Geschäftsräumen und Anfahrtsskizze oder irgendein ein Heiko offeriert seine erotischen Dienst als wilder Hengst. - Sehr schön ist die Geschichte, in der zwei Kinder den Nachhauseweg über den Friedhof abkürzen und dabei in einem ungepflegten Grab einen Schädel entdecken, der ihnen zunickt. Nach und nach holen sie immer mehr andere Kinder und Erwachsene heran, bis dann eine beherzte Frau eine Pistole holt und auf den Schädel schießt. Bei der anschließenden Untersuchung finden sie darin zwei Mäuse, die sich im Schädel heimisch eingerichtet hatten und denen es wohl Spaß gemacht hatte, damit zu schaukeln.
- Eine weitere Geschichte behandelte das Golem-Thema.
- Und noch eine Geschichte weiß ich. Zwei Jungen machen Ferien an der See, bei einem Onkel (stilgerecht im Jungenschaftsbuch sind sie mit dem Rad dahin gefahren). Der erzählt ihnen eine Geschichte aus seiner Seefahrerzeit, als ein Kapitän dachte, seine Frau, die er ermordet und im Meer versenkt hatte, würde immer aus dem Fluten auftauchen und ihm winken. Zu guter Letzt springt er über Bord und ertrinkt. Als die Seeleute ihn dann herausholen, erwischen sie auch eine alte Galeonsfigur, die der verwirrte Kapitän offenbar für den Geist seiner Frau gehalten hatte. Diese Geschichte hatte mich besonders berührt in der Art, wie sie erzählt worden war.
Anhaltspunkte waren das ja nun nicht eben wenige. Eines vielleicht noch: Ich entsinne mich nicht, einen bekannten Autorennamen in dem Buch gesehen zu haben, es war also keine Uebereuter-Anthologie mit den üblichen Verdächtigen wie Oscar Wilde, Wilhelm Hauff, Poe, Le Fanu usw.
Wäre toll, wenn ich den Verlag, den Herausgeber oder beides oder gleich einen Link zum richtigen Buch bekommen könnte.
Danke im Voraus, auch schon für das Lesen des langen Beschreibungstextes.