Fasten?!

[Vidya Venn]

Ich denke mal wieder übers Fasten nach. Fasten als Verzicht auf das, was man nicht unbedingt braucht, was man gerne tut, was viel Zeit braucht..., um mal wieder Zeit für Nachdenken, Nachspüren zu schaffen. In den letzten Jahren habe ich ja in der Fastenzeit immer eine Woche auf feste Nahrung verzichtet. Das darf ich in diesem Jahr leider nicht. Also: Internet einschränken? auf das nötigste? Schokolade und Süßigkeiten verzichten? Das aber dann die 6 Wochen lang oder nur eine Woche?

Gibt es jemanden, der/die auch fastet? Was sind eure Erfahrungen, auf was verzichtet ihr?

[spiralnebel111]

Ich verzichte aufs Verzichten.
Ich bin ein vorsichtiger Konsument und versuche vernünftig einzukaufen, das ist gar nicht einfach und beinhaltet schon eine Menge Verzicht. Ich esse keine Süssigkeiten (mehr), auch keine Chips und Snacks, kein Fastfood, kein helles Brot, keine Fertigmenues, keine bunten Getränke, keine Säfte, kein Alkohol, keine Wurst, wenig Fleisch, selten Kuchen, noch seltener Torte, fahre kein Auto, habe kein Handy, mein Fahrrad habe ich vor 12 Jahren gebraucht geschenkt bekommen, in meinem Kleiderschrank kriegt man Luft, es wird xmal überlegt bevor etwas Altes durch Neues ersetzt wird usw. usw.
Reicht doch für den Anfang oder? Kann natürlich noch besser werden...

[Flachs]

Bewußtes Maßhalten, nicht nur hinsichtlich der Ernährung, gehört schon seit langem generell zu unserer Lebensweise.

Wenn man sich wie wir zudem bei alkoholischen Getränken auf ein Glas Sekt zu Silvester oder zu ganz besonderen Feiern beschränkt und sich auch besondere Süßigkeiten nur zu Geburtstagen und festlichen Anlässen gönnt, braucht man sich wegen des Fastens in der Passionszeit eigentlich keine allzu großen Gedanken mehr zu machen.

Als vegetarisch lebender (Nahrungsmittel-)Allergiker bin ich ohnehin ernährungstechnisch schon ziemlich eingeschränkt, so daß weitere Verzichtsabsichten sich sogar eher negativ auf die Gesundheit auswirken würden. Früher habe ich ganzjährig regulär einen Tag pro Woche keine feste Nahrung zu mir genommen. Sobald man dann aber Medikamente braucht, die tunlichst nach einer Mahlzeit eingenommen werden sollten, ist zumindest eine feste Mahlzeit auch an solchen Fastentagen notwendig.

Ansonsten: Einen Fernseher besitzen wir schon seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr. Das Internet und Unmengen von Büchern jedoch gehören zwingend zu meinem Beruf.

[bienchen]

Ich habe in den letzten Jahren immer auf Fleisch verzichtet, aber das fällt mir ehrlichgesagt nicht besonders schwer, weil ich auch sonst nicht viel Fleisch esse.
Im letzten Jahr habe ich das erste Mal auf Süßigkeiten (Auch Kuchen und Kekse, kein Zucker in Tee) verzichtet, dass ist mir deutlich schwerer gefallen. Allerdings habe ich mir Trockenfrüchte erlaubt, dann ging es. Positiver Nebeneffekt waren 2 kg weniger auf der Waage, ohne wirklich eine Diät zu machen.
Jetzt bin ich gerade in der Endphase meiner Abschlussarbeit und ich weiß nicht, ob ich dann nicht doch hin und wieder ein bisschen Schoki brauche. Aber nach der Abgabe am 29.2. werde ich auf jeden Fall einsteigen.

[Kibabu]

Ich habe vorigen Oktober auf Süßigkeiten verzichtet und musste feststellen, dass es mir wirklich schwer fällt!

[Vidya Venn]

Hut ab, spiralnebel. Das wäre so der Lebensstil, der mir gefallen würde.

Ich habe und fahre immernoch ein Auto, weil von uns aus viele Dinge nicht möglich wären, z.B. die Betreuung von Onkel und Tante, das Einkaufen, hier gibt es nur einen Edeka. Das Handy brauche ich für den Kontakt mit meinen Kindern, sie sind gewohnt - und ich damit auch - per sms in Kontakt zu bleiben. Ich achte beim Einkauf auf Qualität - nicht Marke. Ich esse kein Fleisch aus politisch - ethischen Gründen, Alkohol trinke ich nicht - schon 15 Jahre nicht mehr. Zuviel essen tu ich sowieso nicht, auf Stress reagiere ich mit Essensverweigerung eher als mit Nahrungsstopfen. Daher habe ich seit dem Sommer ca 5 kg abgenommen - für mich nicht wünschenswert, da ich sowieso eher dünn bin. Wir bauen unser Gemüse selbst an, jedenfalls einiges davon, ich koche meine Marmelade von unbelasteten Früchten... Und doch stelle ich in letzter Zeit wieder fest, dass ich abends gerne Erdnüsse esse oder Schokolade, was dann auch in ein InSichHineinStopfen ausartet...

Das Fasten bedeutet für mich, ein sich wieder bewusst machen von Werten, die manches Mal unter gehen, sich hineinzuversetzen in Menschen, die nicht ständig das essen können, was sie wollen oder gar brauchen. Mit leerem Bauch träume ich viel intensiver, komme an Gefühle heran, die ich sonst nicht wahrnehme, spüre deutlicher meine Grenzen und wenn ich über sie hinausgehe, lebe also wesentlich selbst bestimmter und bewusster. Nur muss es in diesem Jahr eben anders gehen als in einer Gruppe und für eine Woche ohne feste Nahrung. Letztes Jahr war ich Leiterin einer Gruppe von 14 Menschen, die nach Art von Hildegard von Bingen fasten und bewusster leben wollten.

Danke schon mal für eure Meinungen, das schätze ich so an euch.

@bienchen. Viel Erfolg beim Schreiben und fang mit dem Verzichten erst nach Abgabe an. Das ist sehr vernünftig

[spiralnebel111]

Hallo, Vidya - kein Grund den Hut zu ziehen, das hat sich aus verschiedenen Gründen so ergeben, und ich will das einfach so lassen! Eher ziehe ich ihn vor Dir, ich habe den Vegetarier noch nicht geschafft - auch wieder aus verschiedenen Gründen.
Wenn ich nicht (genug) esse, wird es mir sehr schnell schwarz vor Augen, das geht leider gar nicht.
Aber auch wenn ich nicht fasten will, so hast Du mich doch ganz schön ins Nachdenken gebracht! Es gibt da doch so einiges was man einsetzen könnte...

Hallo, Enibas, selbstgebautes Gemüse - ha, das würde mir auch gefallen! Ich fand unsere selbstgezogenen Kräuter in diesem Jahr schon klasse!

Und ich bin ein echter Schokoladenfan, das geht aber gar nicht, ich werde sonst ein Mammut!

[bienchen]

Wer nicht auf Nahrungsmittel verzichten kann/will, kann ja auch anders fasten: kein Fernseher, kein Telefon?
Ich habe schon von Leuten gelesen, die "Müllfasten" gemacht haben.

Aber wäre es nicht auch eine Art von Fasten, wenn man Dinge tut, die man sonst nicht macht: jeden Abend spazieren gehen, mit dem Partner abends Gesellschaftspiele spielen etc. Also Sachen, die einem gut tun, die man aber eigentlich sonst nicht oder nur selten macht?

[Vidya Venn]

Genau, bienchen, das sind die Dinge, die man dann statt der lieb gewordenen Gewohnheiten tun soll/kann, seine gewonnene Zeit in Taten umsetzen, die einem gut tun statt sich zuzudröhnen, denn das Zudröhnen geht auch gut, wenns nicht um Alkohol oder Drogen geht, z.B. mit Fernsehen, Telefonieren, Internet o.ä.

Gibts noch andere Dinge, bei denen man/ihr/ich fasten könnte/t?

Ideen vor!

[xenna]

Ich hatte und habe seit mehr als einem Jahr so viel Stress, dass ich mir übers Fasten überhaupt keine Gedanken gemacht habe. Noch mehr abnehmen möchte ich eigentlich nicht.
Beim Essen bin ich eh anspruchslos, ich esse weder gern Süßigkeiten noch mag ich Fleisch und Wurst besonders gerne, ich wüsste nicht, welche Einschränkungen ich mir da überhaupt auferlegen könnte. Das frische Brötchen am Morgen vielleicht oder die Tasse Kaffee dazu?
Und auf ein Gläschen Wein ab und zu am Abend möchte ich auch nicht gern verzichten.
Was ich wirklich vermissen würde, wäre, meine Kinder oder meinen Enkel lange nicht zu sehen, ein Buch zu lesen, ab und zu ins Forum reinzuschauen, ..kurz und gut, ich möchte auch in der Fastenzeit eigentlich genauso weiterleben wie immer, und da ich kein praktizierender Christ bin, habe ich deswegen auch kein schlechtes Gewissen.

Und wenn ich abends einen leeren Magen habe, kann ich partout nicht einschlafen

[Buchecker]

Na, das hätte ich doch fast alles genauso schreiben können!
Bloß Enkel, die habe ich noch nicht...

[Enibas]

Bei mir es genauso, ich esse gerne und gut, völle nicht, kann aber auch auf Fleisch und Wurst verzichten.
Beim Gemüse bin ich sehr anspruchsvoll, da wir Vieles im Garten anbauen. Obst und Gemüse steht jeden Tag auf dem Speiseplan. Morgens esse ich meine selbstgemachte Marmelade, die brauche ich.
Auf Krebse, Langusten etc. kann ich verzichten.
Ich könnte jeden Tag Kartoffelgerichte in allen Variationen essen, Nudeln gibt es auch zur Abwechslung.
Was soll ich mich einschränken ?
Ich trinke fast keinen Alkohol, nur bei Feiern und dann in Maßen.
Ich möchte in der Fastenzeit genauso weiterleben wie an den anderen Tagen, fühle mich deswegen auch nicht als schlechter Mensch. Die Süßigkeiten werde ich weglassen, das ist gut für die Figur.
Und wenn ein Bettler, der es wert ist, den Hut aufhält, dann gebe ich auch ein Almosen.
AMEN

[Vidya Venn]

Fasten kann man nicht nur in Bezug auf Essen, auch wenn das in der Fastenzeit angeblich so sein soll. Fasten heißt eben auch Verzichten/Überprüfen auf/von Gewohnheiten, die wie das Wort sagt - alt gewohnt sind... Und wenn jemand nicht fasten möchte, ist das genauso gut. Ich tu es nicht für andere, sondern für mich selbst. Es ist niemand ein besserer Mensch, wenn er fastet. Woran kann man eigentlich erkennen, ob ein Bettler es wert ist? Amen in Großbuchstaben berührt mich seltsam, was meist du damit, eni? Fühlt sich an, als ob du mir das Wort um die Ohren haust. Und wenn ja, warum?

[Enibas]

Fasten kann man nicht nur in Bezug auf Essen, auch wenn das in der Fastenzeit angeblich so sein soll. Fasten heißt eben auch Verzichten/Überprüfen auf/von Gewohnheiten, die wie das Wort sagt - alt gewohnt sind... Und wenn jemand nicht fasten möchte, ist das genauso gut. Ich tu es nicht für andere, sondern für mich selbst. Es ist niemand ein besserer Mensch, wenn er fastet. Woran kann man eigentlich erkennen, ob ein Bettler es wert ist? Amen in Großbuchstaben berührt mich seltsam, was meist du damit, eni? Fühlt sich an, als ob du mir das Wort um die Ohren haust. Und wenn ja, warum?

Wieso ? Ich habe es nur groß geschrieben, habe mir nichts dabei weiter gedacht, dass es anstössig sein könnte. Es hatte mit meinen Aufzählungen zu tun, nichts weiter.
Nicht gleich alles auf die Goldwaage legen liebe Vidya.

[Vidya Venn]

AMEN ist nicht anstößig, setzt aber glaub ich einen Schlusspunkt unter ein Gebet. Und es hat mich seltsam berührt, mehr nicht, hatte ja wohl nichts zu bedeuten.