Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht
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Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht
Dass Grass in einer Zeit, in der das fragwürdige iranische Regime nach der Atombombe greift, das Grundproblem und die Bedrohung für den Weltfrieden nicht in den iranischen, sondern in den israelischen Kernwaffen sieht, ist mehr als krasse Verkennung der Lage.
Dass er dann gleich postwendend zum Antisemiten gestempelt wird, die in Deutschland zu erwartende, um nicht zu sagen reflexhafte Reaktion.
Seine Kritiker machen es sich unter Verweis auf die lange verschwiegene Waffen-SS-Zugehörigkeit (als Jugendlicher in den letzten Kriegsmonaten) diesbezüglich leicht.
Da sich Grass unberechtigterweise zu einer moralischen Instanz im Nachkriegsdeutschland aufschwingen durfte, sollte er wenigstens jetzt versuchen, die israelische Politik ausgewogen und fair zu bewerten.
Dass er dann gleich postwendend zum Antisemiten gestempelt wird, die in Deutschland zu erwartende, um nicht zu sagen reflexhafte Reaktion.
Seine Kritiker machen es sich unter Verweis auf die lange verschwiegene Waffen-SS-Zugehörigkeit (als Jugendlicher in den letzten Kriegsmonaten) diesbezüglich leicht.
Da sich Grass unberechtigterweise zu einer moralischen Instanz im Nachkriegsdeutschland aufschwingen durfte, sollte er wenigstens jetzt versuchen, die israelische Politik ausgewogen und fair zu bewerten.
Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht
Ihn direkt als Antisemiten zu bezeichnen ist sicher unfair, er hat bestimmt damit gerechnet, es provoziert oder billigend in Kauf genommen.
Ich werde den Verdacht nicht los, daß er sich wichtig machen will.
Ich werde den Verdacht nicht los, daß er sich wichtig machen will.
Genügt es nicht zu sehen, dass ein Garten schön ist, ohne dass man auch noch glauben müsste, dass Feen darin wohnen?- Douglas Adams
Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht
Ich teile nicht was Grass sagt, halte ihn aber nicht für einen Antisemiten und halte es für wichtig, dass man auch in Deutschland Israel sachlich kritisieren dürfen muss.
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht
Wer als Deutscher Israel kritisiert, muss nun einmal damit rechnen, recht voreilig und bedenkenlos, wie das Beispiel Grass jetzt trefflich illustriert, als Antisemit gebrandmarkt zu werden.lammar hat geschrieben:halte es für wichtig, dass man auch in Deutschland Israel sachlich kritisieren dürfen muss.
Von Deutschen im Allgemeinen wird aus historischen Gründen eine besondere Zurückhaltung in Punkto Kritik an Israel erwartet.
Es wird dabei implizit, besonders hierzulande, oft nur nach "den Deutschen" und "den Juden" differenziert. Eine Grobunterteilung in die Deutschen von damals vs. die Deutschen von heute einerseits, und die Juden von damals vs. die Israelis von heute andererseits, wäre für einen sachlicheren Diskurs überaus hilfreich:
Ein heutiger Deutscher könnte dann, die israelische Politik kritisieren, ohne Gefahr zu laufen, dass ihm leichtfertig - aus Gründen, die in weniger in der eigenen als vielmehr in kollektiven deutschen Vergangenheit liegen - die Keule des Antisemitismus-Vorwurfs übergebraten wird.
Der Israeli hat keine Angst vor den heutigen Deutschen, sondern vor dem gegenwärtigen iranischen Regime, das Israel erklärtermaßen auslöschen will.
Ein scheinheiliger Moralapostel wie der GraSS (Stw. Bitburg http://de.wikipedia.org/wiki/Bitburg-Kontroverse), der den Nachkriegsdeutschen den Spiegel vorhielt, in den er selbst sich nicht zu schauen traute, ist von Haus aus ein denkbar schlechter Kritiker der Politik Israels.
Grass' Kritik im Pseudo-Gedicht scheint mir Ausdruck eines verblendeten Pazifismus ("Frieden schaffen ohne Waffen") zu sein. Zum Antisemiten wird er dadurch allerdings nicht.
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht
Wenn man sein Nichtgefallen an bestimmten Vorgehensweisen einer Regierung äußert und es handelt sich dabei um die israelische Regierung, wird man damit ja nicht automatisch zum Antisemiten. Auch nicht als Deutscher. Das wird als manipulatives Totschlagargument natürlich aber sehr gerne so angewendet. Das empfinde ich zumindest als einen stärkeren Aufreger, als das Grass-Gedicht (das inhaltlich ja wohl nicht völlig verkehrt ist).
Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht
Ehrlich gesagt, ich konnte es nicht "lesen". Ich finde es fürchterlich, wie dieser Mensch die deutsche Sprache vernudelt.surfzocker hat geschrieben:... das Grass-Gedicht (das inhaltlich ja wohl nicht völlig verkehrt ist).
as long as a man
has the strength to dream
he can redeem his soul and fly
(Presley)
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht
Das einzige, was mich an dem Grass-Text wirklich stört, ist die Bezeichnung "Gedicht".
Vor uns: 5 Monate Dunkelzeit
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht
Aus der FAZ:
Israel verhängt Einreiseverbot gegen Günter Grass http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/d ... 11684.html
Der Günter ist bei den Israelis jetzt so beliebt wie ein deutscher Steuerfahnder bei den Schweizern.
Für die Israelis, die Grass nicht so genau kennen, habe ich ja durchaus Verständnis:
Wenn sich diese das als Gedicht verkleidete, törichte Statement durchlesen und dann auch noch hören, der Verfasser sei ein Deutscher, der früher einmal der SS angehörte, dann ist für die die Sache klar.
Vom deutschen Medien- und Kulturbetrieb, der Grass länger kennt, hätte man allerdings etwas mehr Differenzierungsvermögen erwarten dürfen, bevor er eilfertig den Vorwurf des Antisemitismus erhebt und den Urheber damit zum Gesinnungstäter macht.
Mit seiner Vergangenheit ist Grass nach meiner festen Überzeugung völlig ungeeignet, politische Kritik jedweder Art in Richtung Israel zu adressieren. Das wird dort selbstverständlich als Provokation empfunden.
Fast genauso provokant ist es, dass Grass hierzulande jahrzehntelang den großen Moralapostel wider das Verdrängen geben durfte, ohne selbst damit herauszurücken, dass er seine eigene SS-Vergangenheit verdrängte oder aus nachvollziehbaren Gründen verheimlichte.
Israel verhängt Einreiseverbot gegen Günter Grass http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/d ... 11684.html
Der Günter ist bei den Israelis jetzt so beliebt wie ein deutscher Steuerfahnder bei den Schweizern.
In der Theorie nicht, in der Praxis schon. Das ist allerdings lange bekannt und der Umgang mit Grass lediglich ein neuer Beleg.surfzocker hat geschrieben:Wenn man sein Nichtgefallen an bestimmten Vorgehensweisen einer Regierung äußert und es handelt sich dabei um die israelische Regierung, wird man damit ja nicht automatisch zum Antisemiten.
Für die Israelis, die Grass nicht so genau kennen, habe ich ja durchaus Verständnis:
Wenn sich diese das als Gedicht verkleidete, törichte Statement durchlesen und dann auch noch hören, der Verfasser sei ein Deutscher, der früher einmal der SS angehörte, dann ist für die die Sache klar.
Vom deutschen Medien- und Kulturbetrieb, der Grass länger kennt, hätte man allerdings etwas mehr Differenzierungsvermögen erwarten dürfen, bevor er eilfertig den Vorwurf des Antisemitismus erhebt und den Urheber damit zum Gesinnungstäter macht.
Mit seiner Vergangenheit ist Grass nach meiner festen Überzeugung völlig ungeeignet, politische Kritik jedweder Art in Richtung Israel zu adressieren. Das wird dort selbstverständlich als Provokation empfunden.
Fast genauso provokant ist es, dass Grass hierzulande jahrzehntelang den großen Moralapostel wider das Verdrängen geben durfte, ohne selbst damit herauszurücken, dass er seine eigene SS-Vergangenheit verdrängte oder aus nachvollziehbaren Gründen verheimlichte.
Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht
Das fällt m. E. alles unter Meinungsfreiheit. Jeder Deutsche darf doch wohl Kritik an der Außenpolitik eines jeden beliebigen Staates äußern.
Vor uns: 5 Monate Dunkelzeit
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht
Darf er ja auch; hindert ihn keiner dran. Er muss allerdings, wie man am Beispiel Grass gut sehen kann, eventuell mit Konsequenzen rechnen.Kibabu hat geschrieben:Das fällt m. E. alles unter Meinungsfreiheit. Jeder Deutsche darf doch wohl Kritik an der Außenpolitik eines jeden beliebigen Staates äußern.
Welch Glück, dass wir in unserer Regierung eine Partei namens FDP haben, die die liberalen Bürgerrechte verteidigt und sich schützend hinter ihre Bürger stellt.
Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht
es gibt zwei Parteien mit dieser Abkürzung, und die sind beide in der Regierung ?Marcus T. Cicero hat geschrieben:Welch Glück, dass wir in unserer Regierung eine Partei namens FDP haben, die die liberalen Bürgerrechte verteidigt und sich schützend hinter ihre Bürger stellt.
Ein kluger Mensch sagte einmal:
Jede Sache hat drei Seiten:
- Eine siehst du,
eine andere sehe ich,
und die dritte sehen wir beide nicht.
Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht
Dieser dumme alte Schwätzer!
Ich hab schon nie verstanden, warum der den Nobelpreis gekriegt hat. Weil er ihn so gerne haben wollte? Wie Rau, der so gerne Bundespräsi werden wollte...?
Ich hab schon nie verstanden, warum der den Nobelpreis gekriegt hat. Weil er ihn so gerne haben wollte? Wie Rau, der so gerne Bundespräsi werden wollte...?
Genügt es nicht zu sehen, dass ein Garten schön ist, ohne dass man auch noch glauben müsste, dass Feen darin wohnen?- Douglas Adams
Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht
Die Blechtrommel ist aber wirklich gut.
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht
Es gibt auch andere Bücher, die wirklich gut sind.
Und wenn jemand mal (aus welchen Gründen auch immer) den Nobelpreis bekommen hat, hat er noch lange nicht das Recht, sich zum Moralapostel aufzuschwingen.
Und wenn jemand mal (aus welchen Gründen auch immer) den Nobelpreis bekommen hat, hat er noch lange nicht das Recht, sich zum Moralapostel aufzuschwingen.
Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht
Eben und seine literarischen Verdienste machen seine politische Meinung nicht relevant. Völlig unfassbar wie wichtig er genommen wird.