Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht

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coma
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht

Beitrag von coma »

d_r_m_s hat geschrieben:
coma hat geschrieben:Bei moderner Lyrik ist das ganz sicher generell notwendig, daß sie sich in ihrem Kunstwert dem Laien nicht unmittelbar erschließt
...
damit wird es allerdings sehr schwer, v.a. Nachwuchs dafür zu begeistern ...

aber es gibt ja auch Kryptographie-Fans, da könnte man Erfolg haben ...
coma hat geschrieben:...
Lyrik ist nicht en vogue, d_r_m_s formuliert zutreffend: "Keine Zeit". Muß ja fernsehen, Internet gucken, Mails checken usw.
...
:lol:

Internet ist allerdings wahr, aber nicht zum aufwandlosen Vergnügen, sondern um meine Familie irgendwie durch die nächsten Jahre zu bringen ohne unterzugehen ... und möglichst auch, ohne in die Sozialhilfe zu rutschen, nicht nur, weil man sich darauf in nächster Zeit m.E. auch nicht verlassen können wird ...
coma hat geschrieben:...
Die Wahrnehmung von Lyrik erfordert Muße, Zeit für Wesentliches, ein Gedicht lesen ist bißchen so wie beten, meditieren.
wenn unsere Lage so aussichtslos wird, dass nur noch beten hilft, werde ich also auf Grass & Co. zurückkommen ... dann hätte ich ja auch wieder mehr freie Zeit ...

ansonsten brauche ich z.Z. eher weniger anspruchsvolle Zerstreuung ... die Zeit eben ... aber bitte nicht missverstehen, das heisst auch nicht 'anspruchslos' ... :wink:
Bei den Polen ist Lyrik jedenfalls beliebter als bei uns. Die sind wohl noch nicht so dekadent wie wir, und halten gute Literatur noch für etwas, was sie persönlich und die Nation voranbringen kann. :wink:
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d_r_m_s
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht

Beitrag von d_r_m_s »

coma hat geschrieben:Bei den Polen ist Lyrik jedenfalls beliebter als bei uns. Die sind wohl noch nicht so dekadent wie wir, und halten gute Literatur noch für etwas, was sie persönlich und die Nation voranbringen kann.
muss man den Zusammenhang verstehen ?

aber wie auch immer ... in den letzten Jahren haben schon einige von hohen Rössern absteigen müssen ... und festgestellt, dass zusätzliche humanistische Bildung den Bauch nicht füllt und keine (Schulden - EDIT: sagen wir lieber) Rechnungen bezahlt ...

in ungünstigen Zeiten überleben können 'die Polen' wahrscheinlich noch besser als viele Einwohner Deutschlands, auch da versuche ich zu lernen ... dann kann man wieder ans Hexameter-Zählen (und komplex-verdeckte Rhythmen) gehen, wenn einem sowas Spass macht ...

Ein kluger Mensch sagte einmal:
Jede Sache hat drei Seiten:
  • Eine siehst du,
    eine andere sehe ich,
    und die dritte sehen wir beide nicht.


:wink:
coma
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht

Beitrag von coma »

d_r_m_s hat geschrieben:aber wie auch immer ... in den letzten Jahren haben schon einige von hohen Rössern absteigen müssen ... und festgestellt, dass zusätzliche humanistische Bildung den Bauch nicht füllt und keine (Schulden - EDIT: sagen wir lieber) Rechnungen bezahlt ...
Stimmt schon, hab auch wenig Freizeit.
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spiralnebel111
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht

Beitrag von spiralnebel111 »

Bice hat geschrieben:
spiralnebel111 hat geschrieben: Die Schüssel mit dem Sprung hält oft länger als die anderen!
Jetzt muss ich doch noch mal reinkommen....Was für eine feine, tröstliche Weisheit! Die ist mir doch noch nie über den WEg gelaufen. Ob Du die kreiert hast, Spiralnebel?
Grosses Dankeschön, tut richtig gut.
Nicht kreiert, aber seit meiner Kindheit nicht vergessen. Ausserdem stimmt es! Ich kann da eine sehr alte Schüssel vorweisen - mit mehreren Sprüngen, die ganze Services überlebt hat. Und sie ist in Gebrauch, wird nicht geschont.
Es ist ein etwas verfremdetes Zitat aus einem Märchen. In "Zaubereien an französichen Kaminen" wird eine Geschichte erzählt, in der drei Prinzessinnen mit Herzen aus Glas leben müssen. Eins der drei Mädchen hat früh einen Sprung im Herzen und eine alte Amme (jedenfalls eine Frau aus dem Volk) oder die alte Königin trösten das junge Mädchen.
Ich habe mir das Buch vor einer Weile gekauft, aber spontan verschenkt, bevor ich es wiederlesen konnte.
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digitalis
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht

Beitrag von digitalis »

spiralnebel111 hat geschrieben:In "Zaubereien an französichen Kaminen" wird eine Geschichte erzählt, in der drei Prinzessinnen mit Herzen aus Glas leben müssen. Eins der drei Mädchen hat früh einen Sprung im Herzen und eine alte Amme (jedenfalls eine Frau aus dem Volk) oder die alte Königin trösten das junge Mädchen.
Das ist eine wunderschönes Märchensammlung von Richard von Volkmann-Leander und heißt "Träumereien an französischen Kaminen". Mir fiel es nicht mehr ein, woher ich das Märchen kannte und wo ich es wieder finden könnte. Es steht bei mir einmal im Märchenregal - und bei booklooker 457 mal! Danke für den Hinweis. :)
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spiralnebel111
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht

Beitrag von spiralnebel111 »

Danke für die Korrektur - ich lese gerade soviel zauberisches ... :wink:
Marcus T. Cicero
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht

Beitrag von Marcus T. Cicero »

d_r_m_s hat geschrieben:dass zusätzliche humanistische Bildung den Bauch nicht füllt und keine (Schulden - EDIT: sagen wir lieber) Rechnungen bezahlt ...
Bildung ist ein ganzheitlicher Entwicklungsprozess der Persönlichkeit. Sie geht damit weit über die auf den jeweiligen Märkten gefragten und sich unmittelbar monetär auszahlenden Fähigkeiten und Fertigkeiten hinaus.

Ein Grundwissen in den Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften sowie ein Mindestmaß an Beherrschung an Kulturtechnik gehören zur Allgemeinbildung (eines mündigen Bürgers in einer Demokratie).

Je stärker das Detailwissen zunimmt, desto wichtiger wird es in der Schulausbildung ein breites Fundament zu legen.

Die seit ein paar Jahren wieder zu verzeichnende Renaissance des Lateinunterrichts, der lange Jahre als eine zentrale Kernkomponente des einstigen humanistischen Bildungsideals galt, ist eine Entwicklung in Richtung Grundlagenwissen.

Ein Beispiel:
Bice hat geschrieben:Ich weiss nämlich nicht, welche Bedeutung dieses Wort "Konklusion" genau hat. Müsste daher erstmal danach googeln.
Und das kommt davon, dass ich schon in ganz jungen Jahren eine regelrechte Abneigung hatte gegen die Fremdwörter in unserer Sprache, vor allen gegen die geradezu "gesuchten"...Diese Abneigung hat sich aufgebaut zu einem sturen Widerwillen, mich mit ihnen auseinander zu setzen.
Kon-klusion

aus lat. con (zusammen, mit)
und (ursprünglich) claudere, claudo, clausi, clausum (schließen, einschließen, abschließen).
Daraus wurde dann concludere, concludo, conclusi, conclusum.

Auf Deutsch also : zusammen einschließen bzw. abschließen - übertragen: gemeinsam zum Abschluss bringen, schlussfolgern.

Auf Englisch: The conclusion
Auf Französisch: La conclusion
Auf Italienisch: La conclusione

Von claudere kommen deutsche Wörter wie Kloster, Klausur oder Fachwörter wie Klaustro-phobie (die Angst eingeschlossen zu sein - mit phobos (griechisch) für Angst, Furcht).

Mit dem sehr geringen Grundwortschatz des Lateinischen (< 2000 Wörter) erschließt man sich riesiges Vokabular für die modernen Fremd- und Fachsprachen. :D
Bice
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht

Beitrag von Bice »

Marcus T. Cicero hat geschrieben: Mit dem sehr geringen Grundwortschatz des Lateinischen (< 2000 Wörter) erschließt man sich riesiges Vokabular für die modernen Fremd- und Fachsprachen. :D
"Man" ja...ich bin aber nicht "man", sondern nur eine einfache alte Frau lediglich mit Grundschulbildung :oops: die sich nach der Lehre schleunigst ans Geldverdienen machen musste.
Und meine sonstigen Interessen waren so oder so nicht aufs Lateinwörter-Büffeln ausgerichtet gewesen, nur damit ich dann all die Fremdwörter in meinen Büchern verstehen kann. :mrgreen:
Bookorsair
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht

Beitrag von Bookorsair »

Jöööööö.....
Wir werden nie so klug sein, um den Schaden zu beheben, durch den wir es wurden....
Ausserdem: manche sehen vor lauter Büchern die Bibliothek nicht.
Hier geht es zu meinen Büchern: http://www.booklooker.de/bookorsair
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d_r_m_s
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht

Beitrag von d_r_m_s »

Marcus T. Cicero hat geschrieben:
d_r_m_s hat geschrieben:dass zusätzliche humanistische Bildung den Bauch nicht füllt und keine (Schulden - EDIT: sagen wir lieber) Rechnungen bezahlt ...
Bildung ist ein ganzheitlicher Entwicklungsprozess der Persönlichkeit. Sie geht damit weit über die auf den jeweiligen Märkten gefragten und sich unmittelbar monetär auszahlenden Fähigkeiten und Fertigkeiten hinaus.

Ein Grundwissen in den Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften sowie ein Mindestmaß an Beherrschung an Kulturtechnik gehören zur Allgemeinbildung (eines mündigen Bürgers in einer Demokratie).

Je stärker das Detailwissen zunimmt, desto wichtiger wird es in der Schulausbildung ein breites Fundament zu legen.
...
da sind wir uns im Wesentlichen einig, allerdings habe ich den Verdacht, du hast das extra kursiv gesetzte Wort mglw. nicht wahrgenommen ... :wink:

nur leider ist es häufig so, dass man seine Bildung eher verbergen muss, um überhaupt eine Chance zu bekommen, weil kaum ein 'Entscheider' in grösseren Firmenstrukturen gerne einen Mitarbeiter unter sich hat, der ernsthaft mit ihm konkurrieren könnte ... bei Lyrik könnte es auch sein, dass man dem Chef in spe zu esoterisch ist, wenn man den Gedichtstatus mancher Ergüsse verteidigt, selbst, wenn sich das grundsätzlich rechtfertigen lässt ...

Bildung ist ein Wert an sich, aber i.d.R. nicht das, was Brot auf den Tisch bringt ... leider ...

Ein kluger Mensch sagte einmal:
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  • Eine siehst du,
    eine andere sehe ich,
    und die dritte sehen wir beide nicht.


:wink:
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Mary
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht

Beitrag von Mary »

d_r_m_s hat geschrieben:nur leider ist es häufig so, dass man seine Bildung eher verbergen muss, um überhaupt eine Chance zu bekommen, weil kaum ein 'Entscheider' in grösseren Firmenstrukturen gerne einen Mitarbeiter unter sich hat, der ernsthaft mit ihm konkurrieren könnte ... bei Lyrik könnte es auch sein, dass man dem Chef in spe zu esoterisch ist, wenn man den Gedichtstatus mancher Ergüsse verteidigt, selbst, wenn sich das grundsätzlich rechtfertigen lässt ...
Leider nur zu wahr.
Das erinnert mich (ein wenig) an ein Vorstellungsgespräch, das ich in meiner Jugend hatte. Nach den Hobbies gefragt, gab ich "Lesen" an und wurde dann gefragt, was ich denn lese und gab meine damaligen Lieblingsautoren an. Ich befand mich in meiner faustischen Phase und schwärmte gerade für Sartre, aber auch Dürrenmatt und hatte aber auch noch meine Leidenschaft für SF.
Da wurde ich dann gefragt, ob meine Persönlichkeit gespalten sei. - Na da hab ich vielleicht doof, oder besser: gespalten, gekuckt.

Die Stelle habe ich zum Glück nicht gekriegt; es war bei einer EDV-Schulungsfirma. Die Absage war eine Kopie, in der der Name dann von Hand eingetragen war...

Latein ist super! Und super-nützlich! Selbst wenn wenig hängengeblieben ist, das Unterbewußtsein hats vorrätig.
Genügt es nicht zu sehen, dass ein Garten schön ist, ohne dass man auch noch glauben müsste, dass Feen darin wohnen?- Douglas Adams
coma
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht

Beitrag von coma »

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Zuletzt geändert von coma am Mo 30. Apr 2012, 13:16, insgesamt 1-mal geändert.
Bice
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht

Beitrag von Bice »

Bookorsair hat geschrieben:Jöööööö.....

:D

Zwar habe ich meinen "Bildungsmangel" kaum je als belastend empfunden. Da gibt es nämlich jede Menge anderer Mängel, die mir mein ganzes Leben lang schwer zu schaffen machten. Die fehlende Lebensfreude, meine Unfähigkeit zu lieben und Liebe anzunehmen....etc.

Ich bin der Meinung, das Allerwichtigste, das man einem Kind übermitteln können sollte, das ist Lebensfreude.
Bookorsair
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht

Beitrag von Bookorsair »

Hey bice,
ist das Leben für Dich wirklich so schwer?
Komm doch mal nach Genf; dann trinken wir einen Roten aus Dardagny und reden über Gott und die Welt.
Einen lieben Gruss
b.
Wir werden nie so klug sein, um den Schaden zu beheben, durch den wir es wurden....
Ausserdem: manche sehen vor lauter Büchern die Bibliothek nicht.
Hier geht es zu meinen Büchern: http://www.booklooker.de/bookorsair
Bice
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Re: Des Literaturnobelpreisträgers Gedicht

Beitrag von Bice »

Bookorsair

Einfach war und ist es nicht, mein Leben....grad so, wie millionenfache anderer Leben auch.

Doch gab und gibt es auch ganz Grossartiges....dass ich z.B. in meinem Mann einen ganz feinen Lebenspartner gefunden habe, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, um das mal etwas lapidar zu sagen. Wir sind seit 38 Jahren zusammen. Ein Zusammensein, dass für mich relativ "leicht" war, für ihn jedoch zeitweise ganz enorm belastend.
Dass mich meine Mitmenschen zum grössten Teil ganz gerne mochten und mögen, ohne dass ich mich dafür hätte "verbiegen" müssen....

Für einen guten Tropfen Wein war ich meistens zu haben, noch lieber für eine ganze Flasche :mrgreen: ... für angeregte Gespräche, für Fröhlichkeit, fürs Lachen, und darüber hinaus fürs Singen von Liedern aller Art ...

In den letzten paar Jahren hat sich aber leider manches verändert....
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