Alexandra Mazar (Hrsg.): Heimatmord, Strange Tales Club Anthologie 4

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Vandam
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Alexandra Mazar (Hrsg.): Heimatmord, Strange Tales Club Anthologie 4

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Alexandra Mazar (Hrsg.): Heimatmord, Strange Tales Club Anthologie 4, Mühlheim an der Ruhr 2021, Independently published, ISBN 979-8-73066083-0, Softcover, 328 Seiten, Format: 12,7 x 2,06 x 20,32 cm, Buch: EUR 13,90, Kindle: EUR 2,99.

„Der STRANGE TALES CLUB (STC) ist ein Zirkel von schreibbegeisterten Autoren, deren gemeinsame Interessen die Liebe zur Literatur, die Freude am Schreiben und der Spaß am Entwickeln faszinierender Geschichten sind.“ (Seite 2). In ihrer mittlerweile vierten Anthologie widmet sich dieses Autorenkollektiv zusammen mit ein paar Gast-Autor:innen dem Thema „Regionalkrimi“. 12 Autor:innen führen uns mit 12 regionalen Kurzkrimis kreuz und quer durch Deutschland – und sogar über die Landesgrenzen hinaus.

12 Regionalkrimis in einem Band
„Ein guter Regionalkrimi besticht durch sein Lokalkolorit und den Charakter seiner Figuren. Gerne ungewöhnlich“, schreibt die Herausgeberin im Anhang. Es ist ja immer ein besonderes Gefühl, wenn man als Leser:in den „Schauplatz des Verbrechens“ aus eigener Anschauung kennt. Da kommt einem die Handlung viel realer vor als bei einem „normalen“ Krimi. Wenn dann noch die bekannten Eigenheiten der Menschen aus dieser Region liebevoll auf die Schippe genommen werden, ist dies das Tüpfelchen auf dem i. Andererseits muss die Geschichte auch so neutral erzählt werden, dass man der Handlung selbst dann folgen kann, wenn man die beschriebene Gegend nur vom Hörensagen kennt. Diese Kurve haben alle Autor:innen hier elegant genommen.

Quer durch die Republik
Mirco Adam: UNTER VERDACHT – Im Hamburger Hafen stellt der dänische Seemann Mads Madsen fest, dass der Erste Offizier nicht nur ein Unsympath ist, der ihn nicht leiden kann, sondern dass mehr dahintersteckt. Der Mann hat gefährliche Freunde – und noch gefährlichere Pläne. Dass es der Gesundheit nicht zuträglich ist, wenn man sich da einmischt, merkt Mads zu spät ...

Holger Finbarr Richter: BREISACH IST EINE REISE WERT – Opa war in jungen Jahren Privatdetektiv und erzählt seinem Enkel von seinem spektakulärsten Fall: einem Mord, bei dem die Leiche nicht auffindbar war. Doch um den cleveren Detektiv auszutricksen, hätten die Gauner viel früher aufstehen müssen. Der Schluss ist nett. Man ahnt ja schon so etwas ...

Georg Adamah: KOMMISSAR WEBERPALS UND DAS VERSCHOLLENE MANUSKRIPT DES GEORG ADAMAH – In diesem Beitrag macht sich der Autor selbst zum Mordopfer und lässt die Polizei in Bamberg ermitteln. Wurde der Schriftsteller wirklich wegen seines brisanten Manuskripts umgebracht? Und wenn ja, von wem? Köstlich, wie hier die klassische „Schwarze Serie“ durch den Kakao gezogen wird!

Auf wessen Seite stehen wir eigentlich?
Viola Eigenbrodt: TOXISCH – Angelika Premstaller leitet ein renommiertes Bestattungsinstitut in Brixen/Südtirol. Beruflich ist sie erfolgreich, privat ist ihr leider wenig Glück beschieden. Aber wie schlau ist es, es sich mit einer Frau zu verscherzen, deren Geschäft der Tod ist? Hier fragt sich der Leser, ob er nicht eigentlich auf der anderen Seite stehen sollte. Das ist auch bei Ina Kloppmanns Krimi MILAS GEHEIMNIS der Fall: Eine junge Ausreißerin findet Unterschlupf in einem besetzten Haus in Hannover. Über ihre Vorgeschichte hält sie sich bedeckt. Aus gutem Grund, wie ihre Mitbewohner:innen bald herausfinden.

In Norbert Schäfers Geschichte SCHLUCHSEE-BLUES stellt sich die Frage, ob Helene Landauer tatsächlich Suizid begangen hat. Wer ihre Familienverhältnisse kannte, hält das für denkbar. Möchten wir Leser:innen wirklich, dass dieser Fall aufgeklärt wird? – Wir könnten auch prima damit leben, wenn der Mörder in H.C. Scherfs Krimi SEIN BLUT FÜR IHRES ungestraft davonkäme. Doch die Tatsache, dass das Opfer ein skrupelloser M*stkerl war, rechtfertigt nun mal keine Selbstjustiz. Ein bisschen belehrend und vorhersehbar kommt dieser Kurzkrimi schon daher, aber er stellt, wie einige andere Beiträge in diesem Buch, unsere Gesetzestreue ziemlich auf die Probe.

Einen gruseligen Fall hat Susanne Swazyena uns Stuttgartern vor die Haustür gezaubert: IM NAMEN DES VATERS – GOTTES VERGESSENE KINDER. Bei Aushubarbeiten an der Großbaustelle „Stuttgart 21“ werden mehrere Kinderleichen gefunden. Aber es werden nirgendwo Kinder vermisst ... Also, bitte: Nach all den Verzögerungen, die dieses Projekt schon erlebt hat, jetzt nicht auch noch aufwändige Mordermittlungen! :-D

Davon bitte mehr!
Alexandra Mazar: DER ROTE SCHUH - Wer ist die junge Frau, die während eines starken Sturms von einem Baum erschlagen wurde? Und wieso war sie in dieser Aufmachung und bei dem Wetter überhaupt im Wald? Die Spur führt in einen Club in Landshut, wo natürlich niemand was weiß ... Dieses Ermittlerteam würde wohl auch einen ganzen Kriminalroman tragen, nicht nur eine Kurzgeschichte.

Aktuell ist Susanne Ziegerts Krimi MEUTEREI : In Cuxhaven dreht die Besatzung eines Kreuzfahrtschiffs durch, weil sie wegen der Corona-Pandemie an Bord festgehalten und von der Reederei nicht mehr bezahlt wird. Auf einmal liegt ein Toter an Deck ...

Tierisch wird’s hier ebenfalls. Während Alexander Kühls Krimi WINDMÜHLENBERG nicht mein Ding war – die Story vom ermordeten Katzenkiller war mir zu unappetitlich und mit ein paar stilistischen Eigenheiten kam ich auch nicht klar – fand ich Herbert Arps TOD EINES PREISGEKRÖNTEN herrlich schräg. Hat wirklich die Punkband, die in Hamburg-Poppenbüttel im Schrebergarten probt, Dieter Jablonskis Riesenrammler geschlachtet und gegrillt? Torsten Harms von der Versicherung ist ein Fan der Band und hat Zweifel. Die Jungs sind doch Veganer!

Neue Autor:innen entdecken
Wie immer, wenn mehrere Verfasser:innen an einem Konzept beteiligt sind, ist für jeden Geschmack etwas dabei – und hier und da auch was, das einem weniger gefällt. Das liegt in der Natur der Sache. Ich fand’s interessant zu sehen, auf wie viele verschiedene Arten man das Thema „Regionalkrimi“ variieren kann. So eine Anthologie ist für mich immer auch ein Weg, neue Autor:innen zu entdecken und den einen oder anderen, von dem ich gerne mehr lesen würde, im Auge zu behalten.

Ach ja: Und das Cover ist klasse! Nicht nur, weil eine Katze drauf ist ;-), sondern weil es tatsächlich so aussieht, als würde der Schriftzug HEIMATMORD aus dem Bildmotiv heraus leuchten. Ich darf aber nicht laut sagen, wie lange ich gebraucht habe, um innen im Buch die Schreibschrift des Strange-Tales-Logos zu entziffern. Die Wirkung von Schriften sollte man nicht unterschätzen.

Die Herausgeberin
Alexandra Mazar ist in Landshut geboren und in Regensburg aufgewachsen, nach einer kurzen Episode in Hessen, lebte sie zwei Jahre in Granada, Andalusien und ließ sich von der grandiosen Landschaft und den fabelhaften Menschen bezaubern und inspirieren.

Die Autorinnen und Autoren
Alexandra Mazar • Mirco Adam • Holger Finbarr Richter • Georg Adamah • Viola Eigenbrodt • Susanne Swazyena • H.C. Scherf • Ina Kloppmann • Susanne Ziegert • Alexander Kühl • Norbert Schäfer • Herbert Arp ••• Zu Leben und Werk eines jeden Mitwirkenden gibt’s im Anhang eine kurze Information.
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