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Linwood Barclay: In Todesangst

Verfasst: Mo 21. Sep 2009, 16:00
von subechto
Fürchte das Schlimmste! So lautet der Originaltitel von Linwood Barclays neuestem Thriller. Und der passt auch viel besser als der deutsche "In Todesangst".

Eigentlich wollte Autoverkäufer Tim einen schönen Sommer mit seiner 17-jährigen Tochter Sydney verbringen. Seit der Trennung von seiner Frau Susanne lebt Syd eigentlich bei ihrer Mutter, wohnt aber - wie schon im letzten Jahr – während der Ferien bei ihrem Daddy und jobbt diesmal im Just Inn Time Hotel an der Rezeption.

Doch bereits nach zwei Wochen verschwindet sie auf einmal spurlos. Im Hotel scheint sie keiner zu kennen. Voller Sorge macht Tim sich auf die Suche nach seiner Tochter, richtet eine Website ein und vernachlässigt sogar seinen Job...

In Todesangst ist ein typischer Linwood Barclay. Bereits in "Ohne Worte" ging es um das Verschwinden von Personen... Die Handlung war originell und die Auflösung überraschend. Auch in "Dem Tode nah", wurde erneut die Familienbindung in den Mittelpunkt gerückt. Genau wie jetzt hier geht es bei Linwood Barclay stets um (Selbst-)Betrug, um Söhne und Töchter, um Mütter wie Väter. Sie alle erfüllen die Erwartungen an sich selbst und ihre Umgebung nicht.

Der neue Thriller fängt spannend an: es gibt Irrungen und Wirrungen, falsche Fährten und gute Einfälle, gepaart mit ein bisschen Ironie: der Vater als Depp, nicht als Held. In der Mitte jedoch lässt er stark nach, wirkt laaangatmig, fast langweilig. Das letzte Drittel wird dann wieder besser: es gibt eine völlig irre, ziemlich unrealistische Szene im Showroom eines Autosalons und auch der Showdown ist schließlich typisch amerikanisch, mit Wumme und viel Testosteron.

Aber die Auflösung hat mich nicht wirklich überrascht.
Insgesamt 3- würde ich sagen...

Re: Linwood Barclay: In Todesangst

Verfasst: So 27. Sep 2009, 02:52
von goat
Meine Meinung: Die 17jährige Sydney Blake, die nach der Scheidung ihrer Eltern bei ihrer Mutter lebt, jobbt in den Ferien normalerweise im Autohaus, in dem auch ihr Vater arbeitet. Doch in diesen Ferien ist alles anders: Syd hat sich einen neuen Job besorgt und kehrt eines abends von diesem nicht mehr heim. Ihr Vater Tim macht sich Vorwürfe, weil sie morgens im Streit auseinander gegangen sind.

Als Tim das Hotel aufsucht, in dem sie gejobbt hat, will sie dort anscheinend keiner kennen. Die Gründe für Syds Verschwinden sind also unklar und als auch die Polizei keine wirklich heiße Spur hat, macht Tim sich auf die Suche nach seiner Tochter.

Ab hier wird es dann leider nach einiger Zeit sehr unglaubwürdig. Der Schreibstil ist mit kurzen Sätzen und Kapiteln sehr einfach gehalten und zunächst plätschert die Handlung dahin, ohne dass großartig etwas passiert und dann legt Barclay auf einmal ein solches Tempo vor, dass er sich fast überschlägt.

Der Schluss ist ein absoluter Showdown - ich kam mir vor wie im Actionfilm. Meiner Meinung nach ein wenig zu übertrieben. Ich habe mich zwar gut unterhalten gefühlt, aber an "Dem Tode nah", konnte dieser Roman leider nicht heranreichen. Deswegen gibt es diemal von mir auch nur vier Sterne!

Re: Linwood Barclay: In Todesangst

Verfasst: Do 29. Okt 2009, 11:57
von Leselady
Die Ängste eines Vaters...

In dem Buch geht es um Tim Blake,einen nicht besonders erfolgreichen Autoverkäufer,geschieden und Vater eines 17jährigen Mädchens:Sydney,die von allen Syd genannt wird.

Sie verbringt wie üblich die Sommerferien bei ihrem Vater Tim in Milford.

Wie jedes Jahr nimmt sie einen Ferienjob an,um sich ein bisschen Geld dazuzuverdienen.In diesem Jahr arbeitet sie nebenbei angeblich im Hotel "just in Time" an der Rezeption.

Eines Morgens hat sie einen kleinen Streit mit ihrem Vater,verlässt danach das Haus und kehrt abends nicht mehr zurück.

Zuerst macht sich Tim keine allzugroßen Sorgen,er denkt,sie komme einfach nur später.Doch als es langsam nacht wird beginnt er ihr hinterherzutelefonieren,aber ihr Handy ist ausgeschaltet und auch ihre Freundin Patty weiß nicht wo sie sich befindet.

Er fährt zum Hotel und fragt dort nach seiner Tochter,doch dort ist Syd niemandem bekannt und Tim wird bewusst daß seine Tochter ihn diesbezüglich angelogen hat und langsam beginnt er zu begreifen,daß sie spurlos verschwunden ist.

Er meldet dies der Polizei,doch die nimmt ihn nicht allzuernst,sodaß er sich selbst auf die Suche nach Sydney macht.

Seine Exfrau Susanne macht ihm schwere Vorwürfe,deren neuer Freund Bob behandelt Tim wie ein kleines Kind,sie wollen ihm nicht bei der Suche nach Syd helfen und durch sein ständiges Fehlen steht er kurz vor dem Jobverlust.

Doch Tim gibt nicht auf,er sucht weiter nach seiner Tochter,wobei er auf immer mehrere seltsame Dinge stösst:

Was hat es mit Patty,der Freundin von Syd,auf sich?Weiß sie mehr als sie zugibt?Dann muss Tim noch entdecken,daß seine Tochter Kontakt zu Evan hatte,den Tim schon immer für kriminell gehalten hat.Evan ist der Sohn von Bob,des Freundes seiner Exfrau.

In diesem Buch sind die Dinge niemals so wie sie zu sein scheinen.Die Suche nach Sydney wird für den traurigen und verzweifelten Tim immer gefährlicher und es geht mehrmals um Leben und Tod.Doch für Tim gibt es nur eines: Seine Tochter um jeden Preis zu finden,koste es,was es wolle.

Linwood Barclay spielt in diesem Buch gekonnt mit den Urängsten eines jeden Vaters und einer jeden Mutter und man wünscht sich nur eines: Nämlich,daß einem selbst sowas niemals geschehen wird.

Re: Linwood Barclay: In Todesangst

Verfasst: Di 12. Apr 2011, 18:50
von Patty
„Ohne ein Wort“ und „Dem Tode nah“ verschwindet Sydney „In Todesangst“. Kann Linwood Barclay wohl an seine vorherigen Erfolge anknüpfen? Er kann, und schon nach den ersten Seiten ist man wieder völlig gefesselt.

Wissen Sie, wo ihre Kinder jetzt in diesem Moment sind? Wann haben Sie das letzte Mal ihre Frau / Freundin / Freund oder Mann gesehen? Wie gut meinen Sie, ihre Freunde zu kennen? Wo und wann würden Sie anfangen zu suchen, wenn ein geliebter Mensch einfach nicht mehr nach Hause kommt? Erschreckend, wie schnell und wie gründlich doch ein Mensch verschwinden kann, ohne eine Spur zu hinterlassen, obwohl er intensiv gesucht wird.

Tims Tochter Sydney kommt eines Abends von ihrem Ferienjob in einem nahen Hotel nicht nach Hause. Als Tim sie in dem Hotel sucht, ist sie dort völlig unbekannt und verzweifelt fragt er sich, ob er seine Tochter überhaupt richtig kennt. Da Sydney schon 17 Jahre alt ist, wird sie von der Polizei als Ausreißerin behandelt und erst, als ihr Auto mit Spuren gefunden wird, intensiv gesucht. Doch bis dahin sind ihre Eltern bereits durch die Hölle gegangen, verzweifelt schöpfen sie jede Möglichkeit aus, Sydney zu finden. Natürlich ist Tim dadurch in seiner Arbeit abgelenkt und nach den ersten Tagen der Ungewissheit stößt er nur noch auf Unverständnis bei seiner Chefin. Tim geht jederzeit jedem noch so kleinen Hinweis nach, allerdings stößt er durch sein penetrantes Nachfragen bald in ein Wespennest und er muß erkennen, dass er ins Visier von skrupellosen Verbrechern geraten ist. Ob es dieselben sind, die auch der Grund für Sydneys Verschwinden sind?

Filmreif rast man geradezu durch diesen Thriller, anfangs gibt es überhaupt keine Hinweise, wieso und wohin Sydney verschwunden ist. Eindringlich und berührend beschreibt Barclay Tims Hilflosigkeit, seine verzweifelte Suche und sein ständiges Scheitern an der Bürokratie, an seinem Job und an dem Unverständnis seiner Mitmenschen. Actionreich ist der zweite Teil, als sich ein Geheimnis nach dem anderen löst, die Hinweise sich verdichten und das Puzzle sich zu einem Ganzen zusammenfügt. Besonders zum Schluß hin hat man den Eindruck, dass Barclay schon mal grob ein Drehbuch für die Verfilmung geschrieben hat, manches wirkt dann doch arg übertrieben und an den Haaren herbeigezogen.

Es gibt aber auch leise und feinfühlige Töne in dem Buch. Tim ist zwar ein guter Autoverkäufer, aber als er auf Drängen seiner Frau ein Autohaus aufmacht, scheitert er an der Verwaltung. Daran scheitert auch seine Ehe, aber im Stillen liebt er seine Frau immer noch. Deshalb ignoriert und demütigt er ständig ihren neuen Freund, und es ist ihm mehr als nur unangenehm, als er seine Hilfe bei der Suche annehmen muss. Im Laufe der Geschichte wandeln sich seine Gefühle, er lernt sowohl seine Exfrau als auch deren Freund von einer ganz neuen Seite kennen. In den Zeiten der Not halten sie zusammen und unterstützen sich alle gegenseitig.

Das Perfide an dem Buch sind die ständigen Fragen nach dem Warum. Ist Sydney absichtlich verschwunden oder wurde sie entführt? Oder sogar umgebracht? Wie hat sie es geschafft, so spurlos zu verschwinden? Irgendjemand muss doch etwas wissen! Aber bis dahin ist es ein weiter, steiniger Weg, auf dem viele Mitmenschen nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Es dauert lange, bis das erste Licht am Ende des Tunnels erscheint, aber dann geht es in einer rasanten Achterbahnfahrt auf und ab, höchstgefährliche und tödliche Situationen inklusive.

Der Titel ist absolut treffend, denn nicht nur Tim hat Todesangst. Viele Themen werden angesprochen, neben dem absoluten Verschwinden geht es auch um einen Stalker und was eine Samenspende so alles auslösen kann. Überraschend das Ende, die Auflösung ist gelungen. Man mag zwar einiges vorher ahnen, aber die Gewissheit kommt erst ganz zum Schluß.

Fazit

Linwood Barclay hat wieder einmal bewiesen, dass er es kann und zu Recht zu den Bestsellerautoren gehört. Spannend, actionreich und geheimnisvoll, aber auch feinfühlig und nachdenklich kommt „In Todesangst“ daher. Wer glaubt, seine Mitmenschen zu kennen, wird nach dieser Lektüre von vielen erst einmal das Schlimmste annehmen, denn kaum einer entpuppt sich als das, was er vorgibt zu sein.