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Hilfe, unsere Mieter werden gemobbt / diskriminiert

Verfasst: Sa 30. Jan 2010, 00:32
von bookworms
Hallo Ihr Lieben,

was mich beschäftigt, hat zwar nichts mit Büchern oder Booklooker zu tun, aber da ich sonst in keinem Forum aktiv bin, lasse ich hier meinen Frust raus und suche den Gedankenaustausch bzw. etwas Input. Ich hoffe, das ist okay. Wird ein ziemlich langer Text ...

Also:
Meine Mutter hat eine Eigentumswohnung in einem 9-Parteien-Haus. Sie nutzt diese Wohnung nicht selbst, sondern hat sie vermietet. Nachdem die letzte Mieterin (wohnte fast 40 Jahre dort, zunächst mit Familie, dann viele Jahre alleine) im November 2007 ausgezogen war, wurde die Wohnung nach längerer Suche an eine Familie mit drei Kindern (das kleinste damals etwa 2) vermietet.
Die Leute renovierten größtenteils selbst und zogen im Mai 2008 ein.
Die Eltern sind arbeitslos, die Miete kommt pünktlich!

Wichtig zu erwähnen wäre noch, dass alle anderen (evtl. eine Ausnahme, bin gerade nicht sicher) Wohnungen mittlerweile von den Eigentümern (in einem Fall der Mutter des Eigentümers) bewohnt werden.

Der Umzug war noch nicht erfolgt, da musste meine Mutter (wohnt im selben Ort, kauft in der Nähe ein) sich zum ersten Mal anhören: "Ihre neuen Mieter gefallen mir gar nicht".

Nach dem Einzug kamen im Abstand von einigen Wochen immer wieder Anrufe bei meiner Mutter: Das gerade renovierte Treppenhaus wurde beschädigt, die Mieter stellen den Kinderwagen im Flur ab, sie lassen im Kellervorraum das Licht an, sie schließen die Türen nicht ab, sie putzen das Treppenhaus nicht (war unsere Schuld, beruhte auf einem Missverständnis, wurde geklärt), sie machen Krach, usw. usf. Dass man nicht die Leute ansprach, sondern die Vermieterin anrief, sagt schon fast alles...

Die Hausverwaltung wurde eingeschaltet und schrieb meine Mutter im September 2008 an mit der Forderung, sie müsse ihre Mieter abmahnen. Die Beschwerdeführer blieben anonym, die Anschuldigungen wurden in keiner Weise belegt oder konkretisiert (was, wann, wie oft, wie lange?), eher: sie halten sich nicht an die Hausordnung und machen Krach.

Tenor unseres Antwortschreibens: Abmahnung wäre rechtlich sowieso wirkungslos, und auch sinnlos, da wir nicht vorhaben, den Leuten mit Kündigung zu drohen. Anfängliche Beschwerden wurden an die Mieter weitergeleitet und was bemängelt wurde, wurde unseres Wissens abgestellt (der Kinderwagen wurde nun ständig in den Keller und zurück geschleppt, die Türen wurden wunschgemäß verschlossen - die Hausordnung spricht übrigens von 'geschlossen' - etc.), im Übrigen bestreiten die Mieter die Vorwürfe. Nach unserer Auffassung sei eine Familie mit drei Kindern einfach ein Dorn im Auge, da 5 Personen naturgemäß mehr Lärm verursachen als eine alte Dame alleine - sie stören einfach die Grabesstille. Es sollte doch allen an einem guten Nachbarschaftsverhältnis gelegen sein und man solle die Probleme doch dort angehen, wo sie bestehen, also vor Ort und in direktem persönlichem Gespräch.

Nun, wen wundert's, es kamen weiterhin gelegentlich Beschwerden, das Gespräch mit den Mietern wurde nicht gesucht. Statt dessen Situationen wie diese: Die Mieterin ist nach ihrer Aussage mit den Kindern am Plätzchen backen, es klingelt, der Nachbar von unten keift (so stelle ich es mir vor), was denn der Lärm soll und dampft ab, die Mieterin ist sich keiner Schuld bewusst.
Sie wurde auch einmal von einer Eigentümerin gefragt, wie man denn mit drei Kindern in ein Haus mit lauter älteren Leuten ziehen könne... (Dabei haben die die Wohnung erst gekauft, als unsere Mieter da schon wohnten - und außerdem kommen sie aus dem eigenen Haus auf dem Land - das kann ja nix werden, oder?)

Es handelt sich übrigens um eine 4-Zimmer-Wohnung im dritten Stock ohne Aufzug (und an einer recht viel befahrenen Straße) - für mich prädestiniert für jüngere Leute mit Kindern, und nicht unbedingt etwas für ältere Alleinstehende oder ein älteres Ehepaar.

Ich gestehe es: Ich finde die (meisten) Beschwerden lächerlich. Für mich ist ganz klar, dass man unsere Mieter rausekeln möchte und sich an läppischen Kleinigkeiten aufhängt. Statt sich mit den Mietern abzufinden und gelassen zu werden, steigern sich diese Leute derart in ihre Aversion hinein, dass man fast um ihre Gesundheit fürchten muss.
Selbst wenn den Mietern jetzt etwas Gravierendes vorzuwerfen wäre, würde ich es nicht ernst nehmen / glauben, frei nach dem Sprichwort: Wer einmal übertreibt,...
Vor meinem geistigen Auge sehe ich die Leute hinter ihren Türen und Fenstern lauern, damit ihnen ja kein Fehlverhalten entgeht, weil sie sich in ihrem Altersstarrsinn (setzt bei manchen etwas früher ein) nicht damit abfinden können, dass etwas nicht nach ihrem Kopf geht, und das alles nur, weil meine Mutter auf die ersten Beschwerden nicht mit "Was? Gut, dass Sie mir das sagen. Ich schreibe noch heute die Kündigung!" reagiert hat.

Meine Mutter ist bald 83, sie ist ein zartes Persönchen, nie laut und hat eigentlich nie mit jemandem Streit. Sie ist jemand, der es nach Möglichkeit allen recht machen möchte, niemandem auf die Füße treten will und die Schuld eher bei sich als bei anderen sucht. Jemand, der tendenziell eher nachgibt als sich auf Konfrontation einzulassen, und zur Not auch auf sein gutes Recht verzichtet. Diese ganze Situation belastet sie.

Vor wenigen Tagen kam nun ein Schreiben der Hausverwaltung, dass drei(!) Herren(!) (Eigentümer) und die Verwaltung meine Mutter (ich könne auch dabei sein) um ein persönliches Gespräch bitten - von den Mietern ist keine Rede. Ich weiß nicht, was die sich dabei denken! Was ist denn das für ein Kräfteverhältnis? Und was will ich besprechen, wenn die andere Seite sich nicht rechtfertigen kann?
Jedenfalls habe ich meiner Mutter gesagt "Ohne Mieter gibt es kein Gespräch!". Das hat sie dann auch so ähnlich (vorsichtiger, zurückhaltender) weitergegeben.

Nun harren wir der Dinge, die da kommen. Vielleicht weigern sich die Herren ja, mit unseren Mietern an einem Tisch zu sitzen, wer weiß.
Falls nicht, wird es vermutlich Anfang März besagtes Gespräch geben. Dafür wäre ich gerne etwas gewappnet. Zumal die Verwaltung heute sagte, alle wären sich einig und man wolle notfalls gerichtlich gegen meine Mutter und die Mieter vorgehen.

Also, wie seht Ihr die Situation? Hat meine Mutter irgendwelche Pflichten versäumt? Kann ihr jemand am Zeug flicken? Wogegen bzw. worauf könnten die 'Gegner' evtl. klagen? Habt Ihr ein paar Paragraphen oder Urteile, die als Argumentationshilfen taugen?

Ich danke Euch, dass Ihr bis zum Ende gelesen habt.

LG bookworms

Re: Hilfe, unsere Mieter werden gemobbt / diskriminiert

Verfasst: Sa 30. Jan 2010, 00:40
von Enibas
Ich habe alles gelesen und finde es haarsträubend. Vielleicht nimmt da Nanoq mal Stellung; sie wäre die kompetenteste Person für diese Angelegenheit.

Der wahre Grund für dieses Mobbing sind meines Erachtens die 3 Kinder. Sie stören wahrscheinlich die Hausgemeinschaft, die nur aus älteren Parteien besteht. Diese Herrschaften sind verbiestert und vergessen, dass sie auch einmal jung waren.
Vielleicht sind die Angreifer aber zu feige, um mit Euren Mietern gemeinsam am Tisch zu sitzen ?
Ich persönlich wünsche Euch gute Nerven und Durchhaltevermögen.

Re: Hilfe, unsere Mieter werden gemobbt / diskriminiert

Verfasst: Sa 30. Jan 2010, 00:49
von bookworms
Danke, Eni, für die aufmunternden Worte! (Ich dachte, Du seist schon im Bett :? )
Insgeheim hoffe ich u.a. auch auf ein Statement von nanoq, aber es gibt noch mehr juristisch bewanderte Leute hier.
Vielleicht gibt es auch jemanden, der schon in einer ähnlichen Situation war.

Re: Hilfe, unsere Mieter werden gemobbt / diskriminiert

Verfasst: Sa 30. Jan 2010, 01:04
von stöpsel
bookworms,da kann ich mich eni nur anschliessen!! Ich finde es echt schlimm,wenn man zu feige ist,sich direkt an die Personen zu wenden.
Ähnliches,aber nicht so krass,habe ich selbst erlebt. Ich bin ja 2003 hier in meinen Wohnort gezogen, ein 6-Parteienhaus,alles Eigentumswohnungen, nur meine und eine weitere waren Mieter,der Rest Eigentümer. Mein Sohn war da 6 Jahre alt,das einzige Kind im Haus. Ich hatte immer ein gutes Verhältnis mit allen hier im Haus, dachte ich zumindest. Bis ca. 2005 ein Brief der Verwaltung kam, mein Sohn wäre im Treppenhaus zu laut (wir hatten eine Dachwohnung, pro Etage 2 Whgen), dazu wäre Treppenhaus immer dreckig,wir sollten uns doch an die Hausregeln halten,es gab Beschwerden anderer Hausbewohner. Da ich den Verwalter durch meine Schwester kannte,habe ich ihn direkt gefragt,wer sich denn beschwert hätte. Nach langem Rumdrucksen sagte er mir dann den Namen,glaubte es nicht: war ein Eigentümer,der seine Whg ne Woche vor Beschwerde verkauft hatte und mich immer in nette Gespräche verwickelt hatte! Toll... Der Typ meinte, da mein Sohn das einzige Kind ist und Erwachsene "keinen Dreck" machen, können nur wir die Schuldigen sein. Kurioserweise war mein Sohn in fraglicher Zeit 2 Wochen bei seinem Vater im Urlaub, und mein anderer Nachbar ist leidenschaftlicher Angler. Wenn ich mir da so die Spuren in der Garage und auch dessen Gummistiefel vor der Wohnungstür anschau...naja. Erwachsene machen ja keinen Dreck!! Gab dann noch ab und zu ähnliche Dinge,die mir der Verwalter dann immer wieder sagte,jedoch ohne Brief etc. Meinen Vermieter hatte ich zum Glück auf meiner Seite, er sagte mir,ich solle das einfach ignorieren. War aber nicht mein Ding, und dann bin ich nach und nach bei allen Bewohnern mal freundlichst an die Tür und habe sie danach gefragt. Seltsamerweise wusste keiner was von irgendwelchen Beschwerden :roll: Mittlerweile hat sich das Thema ja eh erledigt, da ich meine Whg ja gekündigt habe wg. meinem Vater.
Was ich damit sagen will : die meisten verstecken sich hinter anderen, sind zu feige,das direkte Gespräch zu suchen. Haben eure Mieter mal versucht,mit den anderen Bewohnern zu sprechen? Einzeln und bei passender Gelegenheit in einem ruhigen,freundlichen Ton?
Soweit ich weiss,ist es jedoch erlaubt,einen Kinderwagen im Treppenhaus abzustellen, gibt da aber glaub' gewisse Regeln. Müsste man sich mal genauer erkundigen.
Ach ja, da fällt mir zum Thema Kinder-"Lärm" ein Spruch meines Vaters ein :
- Die Sau vergisst schnell, dass auch sie mal ein Ferkel war -

Re: Hilfe, unsere Mieter werden gemobbt / diskriminiert

Verfasst: Sa 30. Jan 2010, 02:16
von bookworms
Danke auch Dir, stöpsel! Da weißt Du ja aus eigener Erfahrung, wie es unseren Mietern gehen muss...

Es gab wohl gelegentlich Gesprächsversuche der Mieter, aber Näheres weiß ich nicht dazu. Da wissen die Bewohner dann irgendwie von nichts bzw. rücken nicht mit der Sprache raus. Das läuft immer nur hinten herum, zum Teil richtig bösartig und verleumderisch. :(

Dass der Kinderwagen im Treppenhaus eigentlich geduldet werden müsste, habe ich damals (zu spät) auch gelesen. Aber eigentlich wollten die Mieter auch nicht unbedingt auf Konfrontationskurs gehen, sie haben dann (wie ich es verstehe) eher zurückgesteckt. Mittlerweile braucht der Kleine wohl auch keinen Kinderwagen mehr.
Manchmal hätte ich schon Lust, den Laden etwas aufzumischen und träume davon, an eine Studenten-WG zu vermieten oder den jetzigen Mietern die Wohnung zu schenken :twisted:

Aber eigentlich wünsche ich mir nur, dass man die Leute in Frieden leben lässt und nicht jede Mücke zum Elefanten macht...

Re: Hilfe, unsere Mieter werden gemobbt / diskriminiert

Verfasst: Sa 30. Jan 2010, 11:36
von xenna
Du hast vollkommen Recht, auf einem Gespräch nur im Beisein der Mieter zu bestehen.
Sich immer nur hinter der Hausverwaltung zu verstecken, anonym bleiben und andere zu verleumden, ist unfair und einfach nur schlechter Stil.
Ich sage immer, wenn man im Alter seine Ruhe haben will, soll man in ein Seniorenheim ziehen. Dort gibt es keine Kinder.
Ich finde es schlimm, es als Lärm zu bezeichnen, wenn Kinder z.B. mit ihrer Mutter Plätzchen backen. :evil:
Ich denke, nanoq kann dir ganz sicher ein paar Tipps geben, wenn sie das hier liest.
Und euch wünsche ich Durchhaltevermögen und steh deiner Mutter zur Seite in dieser leidigen Sache. Vielleicht hören die Schikanen auf, wenn man sieht, dass die alte Frau den Kampf nicht allein führt. :wink:

Re: Hilfe, unsere Mieter werden gemobbt / diskriminiert

Verfasst: Sa 30. Jan 2010, 13:30
von krimtango
Leider bin ich juristisch nicht bewandert, weiß aber doch, dass Kinderwagen im Hausflur erlaubt ist. Es gibt auch ein Gerichtsurteil, dass Kinderlärm kein Kündigungsgrund ist.
Deswegen möchte ich mich meinen Vorrednern anschließen und Dir und Deiner Mutter weiterhin gute Nerven wünschen.
Alles Liebe und viel Erfolg!

Re: Hilfe, unsere Mieter werden gemobbt / diskriminiert

Verfasst: Sa 30. Jan 2010, 19:00
von nanoq
Bookworms, erstmal vorab: Ich finde es echt klasse, dass ihr euch so hinter eure Mieter stellt!

Wenn deine Mutter eine Rechtsschutzversicherung hat, würde ich auf jeden Fall anfragen, ob Kostendeckung für eine anwaltliche Vertretung in dieser Sache besteht (schließlich ist ja bereits mit gerichtlichen Schritten gedroht worden, damit dürfte hier ein Versicherungsfall eingetreten sein). Und wenn ja, auf jeden Fall einen Anwalt zu dem Gespräch hinzuziehen. Ich habe es schon oft erlebt, dass gerade Leute von Hausverwaltungen u.ä. über eine juristische Halbbildung verfügen und den Parteien gegenüber eine recht große Klappe haben. Wenn sie dann aber einem Anwalt gegenüberstehen, kommt plötzlich nicht mehr viel. Es hätte auch den Vorteil, dass ihr euch nicht selbst mit der Verwaltung rumärgern müsst, sondern jeweils immer auf den Anwalt verweisen könnt, das würde für deine Mutter also eine Menge Druck wegnehmen.

Im Grunde würde ich schon aus diesem Grund die Einschaltung eines Anwalts befürworten. Wenn ihr keine Rechtsschutzversicherung habt, stellt sich natürlich die Frage, ob man das Geld investieren will und kann. Aber darüber nachdenken würde ich an eurer Stelle schon.


Zu der Sache selbst kann ich natürlich nicht so wahnsinnig viel sagen, zumal ich in so einem Forum ja auch keine konkrete Rechtsberatung betreiben darf. Aber einige allgemeine rechtliche Ausführungen zu der hier vorliegenden Problematik sind sehr wohl möglich und zulässig.

Hier stoßen zwei Rechtsgebiete zusammen, zum einen das Wohnungseigentumsrecht, das die Verhältnisse der Wohnungseigentümer untereinander regelt und zum anderen das Mietrecht, das zwischen Mieter und Vermieter gilt.

Dies hat unter anderem zur Folge, dass die Eigentümer, die sich gestört fühlen, sich nicht direkt an die Mieter eines anderen Eigentümers wenden müssen, um Störungen zu unterbinden (sie könnten aber sehr wohl direkt eine Unterlassung vom Mieter fordern). Die Eigentümer dürfen sich an den Eigentümer der entsprechenden Wohnung wenden.

Der Eigentümer einer vermieteten Eigentumswohnung hat die Pflicht dafür zu sorgen, dass ein geordnetes Zusammenleben erfolgt und dass diejenigen, denen er seine Wohnung überlassen hat, sich an die WEG-Hausordnung halten. Er muss also dafür sorgen, dass sein Mieter von dem vermieteten Sondereigentum und den mitbenutzten Gemeinschaftseigentum nur in solcher Weise Gebrauch macht, dass dadurch keinem der anderen Wohnungseigentümer über das bei einem geordneten Zusammenleben unvermeidbare Maß hinaus ein Nachteil entsteht.

Der Hausverwalter einer WEG kann – wenn das Vorgenannte nicht der Fall sein sollte – den Eigentümer abmahnen. Die Einhaltung der WEG-Hausordnung kann auch gerichtlich durchgesetzt werden und zwar durch die WEG ebenfalls dem Eigentümer gegenüber, so dass dann der Eigentümer wiederum selbst dafür sorgen muss, dass durch den Mieter nicht mehr gegen die Hausordnung verstoßen wird, z.B. durch eine Kündigung. Wenn die Schritte, die die WEG gegen ihren Miteigentümer unternommen hat, immer noch nicht dazu führen, dass die Störungen unterbleiben, kann die Eigentümergemeinschaft als allerletztes Mittel sogar die Entziehung des Wohnungseigentums einklagen, d.h. darauf klagen, dass der Eigentümer vom Gericht verpflichtet wird, seine Wohnung zu verkaufen. Letzteres ist aber wirklich die ultima ratio, es ist nur in absoluten Ausnahmefällen möglich, an sehr strenge Vorgaben gebunden und sehr schwer durchzusetzen, aber theoretisch wäre sogar so etwas denkbar.

Soviel erstmal grundsätzlich zu den Rechten der WEG einem einzelnen Eigentümer gegenüber.

Wenn aber die WEG / die Verwaltung tatsächlich die Einhaltung der Hausordnung einklagen will, muss sie spätestens in diesem Verfahren ganz konkret darlegen, welche konkreten Störungen es wann genau gegeben hat.

Voraussetzung dafür, dass die WEG aber tatsächlich Ansprüche gegen einen Eigentümer hat, ist also, dass überhaupt eine Störung vorliegt und dass diese Störung wesentlich ist.

Die Miteigentümer und die Verwaltung müssen deshalb dem vermietenden Eigentümer zunächst ganz konkret das benennen, was sie beanstanden. Dieser Eigentümer hat ja sonst auch gar keine Möglichkeit Abhilfe zu schaffen.

Wenn der Mieter tatsächlich laut ist, muss sein Vermieter ihn abmahnen, ggf. kündigen und u.U. auch eine Räumungsklage gegen den Mieter anstrengen. Dies alles kann er aber nur, wenn er überhaupt weiß, was dem Mieter vorzuwerfen ist.

Weder eine Abmahnung noch eine Kündigung kann auf allgemein behauptete und nicht näher spezifizierte Störungen gestützt werden.

Eine Abmahnung – und auch eine spätere Kündigung – muss das beanstandete Verhalten konkret bezeichnen, allgemeine Formulierungen (wie z.B. „Sie haben wiederholt die Nachtruhe gestört“) reichen nicht aus. Es muss so genau wie möglich dargestellt werden, inwiefern ein vertragswidriges Verhalten vorgelegen hat (es muss schon im einzelnen genau dargelegt werden, welche Art der Störung wann und wodurch erfolgte, also z.B. ein ausführliches Lärmprotokoll vorgelegt werden).

Alltagsgeräusche und typische Wohngeräusche sind hinzunehmen. Allgemein sind nicht zu beanstanden: Schrittgeräusche (ausgenommen heftiges oder häufiges Trampeln), Begehen der Wohnung mit Straßenschuhen, Geräusche üblicher Haushaltsmaschinen, Kleinkinder- und Babygeschrei, Geräusche spielender Kinder (die dabei auch lachen, weinen und mal schreien dürfen, wobei die Eltern, soweit dies – insbesondere im Hinblick auf das Alter der Kinder – möglich ist, auf die Einhaltung der Ruhezeiten achten müssen), gelegentliches Kindergetrampel oder gelegentliches Fallenlassen von Gegenständen, Radio- und Fernsehgeräusche in Zimmerlautstärke. Darüber hinaus kommt es immer auf das Ausmaß und die Dauer der Geräusche an.

Wenn die Mieter sich an die allgemeinen Vorgaben halten und keine erheblichen Belästigungen von ihnen ausgehen, dann ist es dem Vermieter nicht möglich, sie zu kündigen.


Soweit mal etwas zur allgemeinen rechtlichen Lage.


In eurem besonderen Fall gebe ich dir absolut Recht, dass die Nachbarn doch erstmal untereinander hätten versuchen sollen, die Punkte zu klären. Allerdings kann man die anderen Eigentümer nicht dazu zwingen das zu tun.

Jedenfalls drücke ich euch die Daumen, dass ihr das alles schnell und ohne weiteres Trara geklärt bekommt und wieder Frieden ins Haus einzieht.

Re: Hilfe, unsere Mieter werden gemobbt / diskriminiert

Verfasst: So 31. Jan 2010, 00:12
von bookworms
@xenna und krimtango
Danke für die moralische Unterstützung!

@nanoq
Ganz herzlichen Dank für Deine Ausführungen und Deine guten Wünsche!

Nein, meine Mutter hat leider keine Rechtsschutzversicherung. :( Ich würde es auch vorziehen, zu diesem Gespräch mit Anwalt zu erscheinen, aber bevor wir dazu gezwungen sind, scheuen wir natürlich die Kosten.

Dass Du hier keine Rechtsberatung erteilen darfst, ist mir bewusst, aber für die rechtliche Einordnung bin ich schon mal sehr dankbar!

Die Verwaltung hat die Nörgler jetzt gebeten, ein Lärmprotokoll zu führen - wir unsere Mieter ebenfalls. Ich bin ja mal gespannt...
Ich hoffe nur, dass wir da keine unangenehmen Überraschungen erleben und uns zu weit aus dem Fenster gelehnt haben. Wir können ja nicht beurteilen, was da abgeht, weil wir nicht dort wohnen. Man könnte auf die Idee kommen, wenn sich (mindestens) drei Parteien beschweren (und die eine die Vorwürfe bestreitet), dass die Mehrheit im Recht ist. Allerdings fehlt es wirklich an der Konkretisierung: Alles, was ich bisher gehört habe, sind Bagatellen.

Just heute gab es übrigens einen Vorfall, der sicher Wasser auf die Mühlen derer ist, die unsere Mieter loswerden wollen. Sie hatten Besuch, die Kinder haben im Hof gespielt, auf dem Weg nach drinnen hat einer von innen die Tür zugehalten, der andere von außen gedrückt, das Ende war ein zerdepperter Glaseinsatz. Mal sehen, was daraus gemacht wird...

Re: Hilfe, unsere Mieter werden gemobbt / diskriminiert

Verfasst: So 31. Jan 2010, 02:05
von Bookorsair
Hallo bookworms,
die Geschichte hört sich an, als seien da Probleme im Anmarsch. Eigene leidvolle Erfahrungen haben mich gelehrt, dass eine ungeklärte, verschwiemelte Situation schlimmer sein kann wie ein ordentlicher Krach inklusive reinigendem Gewitter.
In einer ähnlichen, ca. vier Wochen andauernden Situation als Mieter (laufend Beschwerden über meine Frau und die Kinder und übles Rumgerede hintenrum oder hinter vorgehaltener Hand) bin ich damals sofort zum Gegenangriff übergegangen.
Ohne Hinzuziehung eines Anwalts zu Beginn (den Schneid hätte ich heute nicht mehr!) habe ich
a) die entsprechenden Mitbewohner schriftlich um ein klärendes Gespräch unter Zeugen gebeten
b) das schlimmste Lästermaul (es gibt immer eines, das die anderen aufhetzt) habe ich schriftlich abgemahnt (ich hatte für ihr dämliches Gerede über meine Frau glücklicherweise mir wohlwollende Zeugen)
c) dem Vermieter (einer Genossenschaft) schriftlich die Situation aus meiner Sicht erläutert und ihn aufgefordert, gegebenenfalls eine Mieterversammlung einzuberaumen....
Ergebnis:
1. drei Mietparteien (von den fünf angeschriebenen) haben sich sofort mündlich bei uns entschuldigt bzw. versichert, nichts gegen uns zu haben etc.pp.
2. eine Mietpartei ist abgetaucht
3. dem Lästermaul dagegen musste dann doch durch einen Anwalt das Maul gestopft werden, was natürlich publik wurde; seitdem wurden wir von allen recht freundlich gegrüsst und behandelt, und die Briefe der Wohnungsbaugenossenschaft an uns trieften geradezu vor Servilität.
Allerdings: in einem solchen Haus kann man sich nicht mehr wohlfühlen, und sei man noch so sehr im Recht. Rechtsfriede ist eben nicht gleich Seelenfriede. Wir sind dann aus diesem kinderfeindlichen Bunker weggezogen; rausgemobbt fühlten wir uns eigentlich nicht, aber ich schüttele heute noch den Kopf über mich, wie ich überhaupt damals nur auf die Idee gekommen sein konnte, in so eine Spiesserhölle zu ziehen mit dem naiven Glauben, Kinder dort friedlich kindergerecht aufziehen zu können.
Kleiner Tip am Rande. Ich weiss nicht, ob es so was in Deutschland gibt, aber könnte man nicht einen sog. Mediator beiziehen, der, käme es zu Streitgesprächen (nie ohne Zeugen!!! bzw. Protokoll), zwischen den Parteien vermitteln könnte? Wäre auch vielleicht billiger als ein Anwalt (excuse moi, nanoq).
Alles Gute
b.

Re: Hilfe, unsere Mieter werden gemobbt / diskriminiert

Verfasst: So 31. Jan 2010, 16:44
von bookworms
Bookorsair, auch Dir danke für Deinen Beitrag. Find ich gut, was Du da durchgezogen hast.

Mir tun die Mieter auch leid. Es ist eine besch... Situation, wenn Dich jemand auf dem Kieker hat, und Du im Prinzip auf keinen grünen Zweig kommen kannst. Wegziehen wäre sicher die Lösung, aber so einfach geht das nicht. Ein Umzug kostet immer Geld, und etwas Vergleichbares (Preis, Größe, Lage) musst Du erst mal finden.
Und wir müssten neue Mieter suchen - vermutlich wieder eine Familie mit Kindern...

Mediatoren gibt es bei uns auch. Ob die tatsächlich billiger wären, weiß ich nicht. Das sind häufig auch Anwälte... Da müsste ich mich auch erst mal schlau machen.

Re: Hilfe, unsere Mieter werden gemobbt / diskriminiert

Verfasst: Di 9. Feb 2010, 19:48
von 4.10.60
Hallo,
ich hoffe dass ihr dürch haltet und nicht aufgebt.
Und ich kann froh sein, dass meine sieben Kinder, in einen Kinderlieben Umfeld auf wuchsen. Ich finde jetzt ist man sehr Kinderfeindlich eingestellt.Das Erlebe ich bei meinen kleinen Enkeln.Spielen sie etwas lauter auf den Spielplatz dann heist es seid leisser, spielen auf den Rasen verboten usw.
Da kann sich jede Familie glücklich sein die solch einen Vermieter hat.
Kopf hoch und lasst euch nichts gefallen.

Re: Hilfe, unsere Mieter werden gemobbt / diskriminiert

Verfasst: Di 9. Feb 2010, 19:53
von xenna
Uiuiui, Sieben Kinder hast du großgezogen, Hut ab :D
Und wieviele Enkelkinder sind es :?:

Re: Hilfe, unsere Mieter werden gemobbt / diskriminiert

Verfasst: Fr 12. Feb 2010, 01:45
von lesewahn
Hallo,

ich bin schockiert... ich muss erst einmal zugeben das ich mir nur den eigentlich Fakt und einige Antworten durchgelesen habe... aber sei es drum... es geht ja nun mal um das Problem...

Also: Ich bin wie einige der Meinung, das man Eure Mieter nur aus der Wohnung ekeln möchte... dreckige Hausflure und Lärm kann man immer sehr schnell kleinen Kindern anhängen...
Was mir eine große Frage bereitet ist die Sache mit der HAusverwaltung,.. ich wußte garnicht das es soetwas (zumindest in diesem Maße) wenn alle Wohnungen verschiedenen Leuten gehört. Aber auch das ist relativ, deine Mutter wird dieser Hausverwaltung ja zugestimmt haben, ( und wird offensichtlicht keine Chance haben sie zu kündigen, weil ja scheinbar der Rest der Eigentümer damit klar kommt)

Ich denke ihr steckt in einer echten Zwickmühle... Auf der einen Art gehört euch die Wohnung, andererseits könnt ihr nicht damit machen was ihr wollt... scheint mir ein wenihg ungerecht, aber so ist das in einen Mehrfamilienhaus wohl...

Die Leute wohnen (leider erst) seit 07 dort. Aber trotzdem könntet ihr doch im Nachhinein noch einen Mitkauf Vertrag aus dem Mietvertrag schließen... was wäre wenn den Mietern die Wohnung schon zur Hälfte (oder einem drittel) gehören würde... ??? Sehe die rechtliche Situation da nicht anders aus... ???

Sie hätten zumindest ein Anspruch auf Anteilnahme an dem Gespräch... (denke ich mal)
Und wie du schon schreibst... Erwachsene machen keinen Dreck und Lärm, das sind immer nur die Kids... nicht nur manchmal sondern viel zu oft, vergessen die Leute das sie selbst mal jung gewesen sind... Schade.. aber bei verbitterten Personen ist das Standard... (ich hoffe ich krepier bevor ich so denke)

Ich weiß von meiner Schwester das es ähnlich war... in einem 12 Parteien Haus... nur ein Eigentümer.. Hier Stress, dort Stress, da Stress... alles auszuführen ginge zu weit...
Die Dame die vor ca. einem Jahr dafür gesorgt hat das meine Schwester rausflog, hat mittlerweile selbst eine neue Bleibe, weil sie auch nach dem Auszug meiner Schwester keine Besserung feststellte und die wahren Übeltäter ausfindig machen konnte--- nur das ihr da keiner mehr geglaubt hatte...

Meine Meinung... Haltet die Ohren Steif, so schnell kann euch keiner was... das ist einfach so... aber wie gesagt , ich habe nur Erfahrungen mit Untermietern in meinen eigenen Haus in dem ich selbst wohne.. nicht mit Eigentumswohnungen...

Ich wünsche euch viel Glück...

Re: Hilfe, unsere Mieter werden gemobbt / diskriminiert

Verfasst: Fr 12. Feb 2010, 01:48
von lesewahn
Nachtrag: Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten... komme gerade vom Karneval feiern...