Harry Dolan - Böse Dinge geschehen

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goat
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Harry Dolan - Böse Dinge geschehen

Beitrag von goat »

Autor: Harry Dolan
Titel: Böse Dinge geschehen
Originaltitel: Bad Things Happen
Erschienen: 1. November 2010
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN10: 3423248122
ISBN13: 978-3423248129
Seitenanzahl: 416

Autorenportrait:
Harry Dolan, geboren in Rome, New York, studierte Philosophie an der Colgate University und der University of North Carolina und arbeitete mehrere Jahre als freier Redakteur. Er lebt heute in Ann Arbor, Michigan.

Inhaltsangabe:
David Loogan ist Redakteur bei einem amerikanischen Krimi- Magazin. Eines Tages tritt sein Boss und Freund Tom mit einer ungewöhnlichen Bitte an ihn heran: Loogan soll ihm helfen, eine Leiche zu vergraben. Nun ja, unter Freunden tut man sich schon mal einen Gefallen. Loogan willigt ein. Doch als Nächstes ist der Boss selber tot. Und das ist noch lange nicht die letzte Leiche im kleinen Ann Arbor! Natürlich nimmt Loogan trotz entschiedener Warnungen seitens der zuständigen Ermittlerin selbst die Fährte auf. Während die beiden einander ständig in die Quere kommen, scheint nach und nach der gesamte Autorenstamm von Loogans Magazin das Zeitliche zu segnen.


Eigene Meinung: Das Cover dieses Romans ist sehr schlicht gehalten. Eine Schreibfeder, aus der anstatt Tinte Blut tropft. Somit passt das Cover in meinen Augen hervorragend zur Geschichte. In der geht es David Loogan, der Redakteur eines Krimi-Magazins ist. Mit seinem Boss Tom Kristoll verbindet ihn eine etwas merkwürdige Freundschaft. Loogan schläft ohne Toms Wissen mit seiner Frau Laura und hilft Tom ganz nebenbei beim Beseitigen einer Leiche. Klingt konfus? Ist es auch. Noch verwirrender wird es, als kurze Zeit später Tom Kristoll tot aufgefunden wird.

Harry Dolan belässt es nicht bei diesen beiden Leichen. Immer mehr Figuren kommen ins Spiel und auch der Kreis der Verdächtigen erhöht sich rasant. Ermittlerin Elizabeth Waishkey hat noch keine heiße Spur und ausgerechnet David Loogan hilft ihr bei den Ermittlungen weiter. Nach Toms Tod hat Loogan die Leitung des Magazins übernommen und sein Autorenstamm nimmt durch einige mysteriöse Todesfälle stetig ab. Bald darauf steht Loogan selbst im Kreuzfeuer der Ermittlungen und muss flüchten ...

Dem Autor ist mit diesem Krimi ein gutes Debüt gelungen. Seine Art "um die Ecke zu denken" macht es zwar dem Leser nicht immer leicht den Überblick zu behalten, aber nie in dem Maße, dass dieser die Lust an dem Katz- und Mausspiel verliert. Alleine sein Protagonist Loogan ist eine so undurchsichtige Figur, dass man nie zu 100 % sicher sein konnte, ob er nun zu den Guten oder zu den Bösen gehört. Und genau das hat die Sache in meinen Augen so spannend gemacht.

Der Grund warum der Krimi von mir keine volle Punktzahl erhält, ist das Ende des Buches - die Auflösung des Falls (oder sollte man in diesem Fall lieber von Auflösungen sprechen?). Selbst diese gestaltet sich etwas kompliziert und wirkt somit sehr übertrieben. An dieser Stelle wäre etwas weniger tatsächlich mehr gewesen. Deshalb einen Stern Abzug von mir. Dennoch würde ich das nächste Werk des Autors sofort wieder zur Hand nehmen und in meinen Augen wäre "Böse Dinge geschehen" ein guter Auftakt zu einer Reihe.
Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann!

www.leserattenbuecherforum.de
subechto
Beiträge: 557
Registriert: Mi 18. Feb 2009, 22:10

Re: Harry Dolan - Böse Dinge geschehen

Beitrag von subechto »

Pläne gehen schief, böse Dinge geschehen, Leute sterben.

Harry Dolans Kriminalroman "Böse Dinge geschehen" beginnt mit einem einfachen, ominösen Satz: "Der Spaten muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen." Andere Leute kaufen einen Spaten für die Gartenarbeit, dieser Mann will damit ein Grab ausheben !!!

Wir erfahren, dass David Loogan nicht der Geburtsname des Mannes ist und dass er Lektor der Zeitschrift Gray Streets in Ann Arbor, Michigan ist. Wir erfahren auch, dass er den Spaten gekauft hat, weil er seinem Chef, Tom Kristoll, dem Besitzer des Krimi-Magazins, helfen soll, eine Leiche zu vergraben. Wir wissen ebenfalls, dass Loogan eine Affäre mit Kristolls Ehefrau Laura hat. Das sind nicht die einzigen bösen Dinge, die geschehen...

In Dolans Debütroman versucht David Loogan unter dem Radar zu bleiben. Warum nur? Was hat er zu verbergen? Vermutungen gibt es viele, aber den wahren Grund erfährt der Leser erst recht spät.

Man merkt sofort, dass der Autor sein Handwerk versteht, denn er war mehrere Jahre als freier Redakteur tätig. Minimalistische Prosa und anspruchsvolle Charakterisierungen treiben die Handlung voran. Viel schwarzer Humor, intelligente Dialoge und überraschende Wendungen, zugunsten von Showdowns und Schießereien haben mich sofort in ihren Bann gezogen.

Viele Tote, aber kein Serienkiller… das hat mir sehr gefallen. David Loogan ist ein Mann der mit dem Spaten besser umgehen kann, als mit Waffen oder seinen Fäusten… auch das hat mir gefallen.

Wenn nicht „Kriminalroman“ drauf stünde, könnte man meinen, es handele sich um eine Screwball-Komödie: hohe Dialoglastigkeit, Wortwitz, ein rasantes Tempo und eine raffiniert konstruierte Handlung. In der Rolle der selbstbewussten und intelligenten weiblichen Hauptperson agiert hierbei Elizabeth Waishkey, die zuständige Ermittlerin.

Zugleich ist „Böse Dinge geschehen“ auch eine Hommage an Raymond Chandler, den großen US-amerikanischer Schriftsteller und Erfinder der Figur des melancholischen und letztlich moralischen Privatdetektivs Philip Marlowe, denn Loogan ist eine Wortschöpfung, Ted Carmady ein Protagonist aus Romanen eben dieses Meisters der s.g. schwarzen Serie.

Last but not least ist es aber auch eine Verbeugung vor William Shakespeare, dem großen englischen Dramatiker. Hamlet, Prinz von Dänemark sowie ein Zitat daraus spielen in Harry Dolans literarischen Krimi eine Schlüsselrolle.

Ich habe dieses geniale Buch sehr genossen. Ein Highlight, unbedingt empfehlenswert! Bitte mehr davon, Herr Dolan!
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